Zeitgeist

Vom Leid der schönen Menschen

Was gäben wir nicht dafür, zu sein wie Dorian Gray, die Figur aus dem gleichnamigen und einzigen Roman von Oscar Wilde. Faltenfrei, volle Haare und auf ewig jugendlich. Vor allem in der homosexuellen Welt identifizieren sich die Menschen immer häufiger über makellose Schönheit und Fitness.

Ein paar wenige Kilos abzutrainieren und sich gesund zu ernähren ist selbstverständlich nichts Verwerfliches. Fragwürdig wird es, wenn Pillen geschluckt werden, die bei Normalgewicht den Hunger zügeln sollen oder antibakterielle Cremes zur Linderung von Falten zum Einsatz kommen.
Einige Menschen entwickeln regelrecht Angst vor dem natürlichen Alterungsprozess. Diese Angst trägt einen Namen, der vom Psychoanalytiker Burkhardt Brosig definiert wurde: Dorian-Gray-Syndrom.

Dabei handelt es sich im Grunde um eine Körperdysmorphe Störung, die Betroffenen ertragen ihr eigenes Spiegelbild nicht mehr. Sie haben Angst, von der Gesellschaft – oder Gruppe – in der sie sich bewegen, ausgeschlossen zu werden. So entdecken sie immer neue Unzulänglichkeiten, von denen sie glauben, man könne diese nur mit genügend Ehrgeiz und dem ein oder anderen Zusatz ausmerzen.

Die Zahl der Betroffenen ist dabei sehr viel höher, als man glaubt. So hat etwa eine Studie der Universität Leipzig herausgefunden, dass allein in der Altersgruppe der 25- bis 40-jährigen rund drei Prozent mit dem Dorian-Gray-Syndrom zu kämpfen haben.

Drei Kriterien wurden von den Wissenschaftlern definiert, die auf das Syndrom hinweisen. So gehört eine übermäßige Beschäftigung mit der eigenen äußeren Erscheinung ebenso dazu, wie ein Rückzug aus seinem sozialen Umfeld, aufgrund eingebildeter oder tatsächlicher, körperbezogener Fehler. Und auch der starke Wunsch zur Jugendlichkeit und damit eine Verleumdung des Älterwerdens ist ein Hinweis.

Verantwortlich für die steigende Tendenz dieser Störung seien Schönheitsideale aus Film, Fernsehen und Internet. Vor allem die Werbung suggeriert vielen jungen Menschen, dass sie auf ewig auch genau das bleiben können. So lernen wir bereits als Kinder, dass alt aussehen nichts Erstrebenswertes ist.

Immerhin verspricht ein junges Aussehen ja viel: mehr Erfolg, Geld und höhere Akzeptanz in der Gesellschaft. Vor allem aber auch mehr Sex und den wollen ja irgendwie alle.


Text: Stephan Otto

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