Diesen Artikel solltest du lesen, wenn …
Ich hab genauso Angst wie du. Und wenn du immer noch so unbeeindruckt tust, als ob dich das alles nicht betreffen würde, hast du vermutlich noch nicht lang genug über die aktuelle Lage und ihre Folgen nachgedacht. Es ist nämlich sehr in Ordnung Angst zu haben. Aber bei all der Panik und trüben Aussichten sollten wir gemeinsam versuchen, ein wenig Sonne ins Isolationszimmer zu lassen. Deshalb haben wir uns fünf Aspekte der Corona-Krise aus den Fingern gesaugt, die zur Abwechslung mal nicht völlig furchtbar sind. Bitte nicht allzu ernst nehmen: It’s all in good spirit!
KEINE AWKWARD HANDSHAKES MEHR
Stell dir vor: Du bist auf einer Party und der charmante Gastgeber begrüßt nacheinander seine Gäste. Bei dem Typ mit den geölten Haaren ein einstudiert wirkender Handschlag, bei seiner Begleitung ein Bussal-links, Bussal-rechts und dann ganz plötzlich bist du dran: Völlig verloren im endlosen Wald der erzwungenen Begrüßungsrituale streckst du die Hand aus, während dein Gegenüber bereits zu einem euphorischen High-Five ausholt. Ein Alptraum! Aber stell dir vor, wir könnten uns alle soweit #socialdistancen, dass ein einfaches Kopfnicken genügt, um den anderen über unsere Anwesenheit zu informieren. Gib cringe keine Chance mehr!
WIR REDEN OFFEN ÜBER UNSER TOILETTENVERHALTEN
Das Internet lacht über den neuen Wert von Toilettenpapier und beweist damit Humor in diesen schwierigen Zeiten. Doch was, wenn noch viel mehr hinter der erhöhten Visibility von Klopapier steckt? Vielleicht sogar ein Gegenpol zu einer fäkal-phobischen Gesellschaft, die mit mehr Diskretion über Stuhlgang redet, als über harten Fetisch-Sex. Wenn wir uns heute unseren Insta-Feed ansehen, sehen wir Menschen, die auf kreative Art und Weise den Toiletten-Diskurs salonfähig machen. Und plötzlich ist die Vorstellung, dass sogar Beyoncé mal groß muss, gar nicht mehr so abwegig. Übrigens: Falls du dir selbst Sorgen darüber machst, ob dir dein apokalyptischer Vorrat an Toilettenpapier über die Krise hinweg hilf, kannst du HIER den Test machen.
Foto Allie Smith / Unsplash
ENDLICH EIN SINNVOLLER NUTZEN MEINER GIS-GEBÜHREN
Du hast dich bestimmt in der Vergangenheit schon mal darüber geärgert: 316 Euro pro Jahr für die hunderttausendste Wiederholung von The Big Bang Theory. Und dabei nützt du deinen Fernseher doch meistens eh nur als dunklen Spiegel, wenn er aus ist. Doch bei all der Kritik, den vor allem die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten in den letzten Jahren erhalten haben, möchte ich hier eine Lanze für den ORF brechen: Die Geschwindigkeit, in der hier gut recherchierte und produzierte Sondersendungen zusammengestellt werden, ist beeindruckend. In Zeiten wie diesen beweist das Fernsehen, das es immer noch einen zentralen Stand als Massenmedium einnimmt, um die Bevölkerung möglichst unaufgeregt zu informieren. Und habt ihr das neue Kinder-Lernprogramm am Vormittag gesehen? Ich hole da gerade erschreckend viel versäumte Bildung nach.
SAG NERVIGEN GESELLSCHAFTLICHEN VERPFLICHTUNGEN ADE
„Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass ihr extrem unangenehmer Wurzelbehandlungs-Termin bis auf Weiteres verschoben wurde.“ Oh nein! … Sei ehrlich: Es gibt sicherlich den einen oder anderen Termin, der jetzt zu deinen Gunsten abgesagt wurde. Für einen privilegierten Sozialphobiker wie mich ist die Selbstisolation in manchen Momenten tatsächlich sowas wie ein kleiner Urlaub von meinen Ängsten. Statt unangenehmen Small Talk mit (halb-)Fremden gibt’s deepe Konversationen mit meinen Katzen. Statt viel zu engen Hosen gibt’s gar keine Hosen. Und auch wenn es dir im Moment besonders schwer fällt, auf den einen oder anderen Menschen verzichten zu müssen – denk einfach daran: Das Wiedersehen danach wird umso schöner!
HOME OFFICE BEFRIEDIGT MEINEN VOYEURISMUS
Okay, vielleicht spreche ich hier gerade wirklich nur von mir. Aber ich kann doch nicht der einzige sein, der sich wahnsinnig daran ergötzt, in den privaten Raum all seiner Autoritätsfiguren hineinblicken zu können. Während mein Chef von seinem Wohnzimmer aus spricht, sucht mein Auge geschult die Wände hinter ihm ab, auf der Suche nach privaten Erinnerungen, die er sicherlich nicht mit mir teilen wollte. Doch jetzt hat er. Ob er will oder nicht, ich hab seine Familienfotos gesehen. Und als er meinen abgelenkten Blick bemerkt, weiß er, dass ich jetzt weiß. Und plötzlich sehen wir uns anders an.
Foto Matt Flores / Unsplash
Text: Christoph Huber
Header: Victor Forgacs / Unsplash