Wenn eine Stadt ihren Stolz zeigt!
Wie alle auf ihren Smartphones und sogar in den traditionellen Medien mitverfolgen konnten, ging letzten Samstag die World Pride in Madrid friedlich über die Bühne. Wir waren mitten drin und haben uns das Spektakel von verschiedenen Seiten angesehen.
Eines muss man Madrid dabei lassen. Die Stadt hat Eier. Es gab gefühlt keinen Platz, keine Straße und keinen Mülleimer der nicht mit einem Regenbogensymbol an diese ganz besondere Woche erinnerte. Und das ist nicht nur ein Marketing Gag. In Madrid feiert tatsächlich die gesamte heterosexuelle Mehrheit von Vater, Mutter, Kind und Baby bis hin zu den Großeltern das Gefühl in einer freien Gesellschaft zu leben, wo es keine Rolle spielt welches Geschlecht Du liebst.
Noch nie wurde ich von so vielen wildfremden heterosexuellen Männern angesprochen mit ihnen durch die Straßen zu ziehen um zu feiern. In Madrid geht es nicht um die politische Korrektheit, der Gay Community einmal im Jahr den öffentlichen Raum zu überlassen. Die Spanier genießen das Feiern mit den bunten Gästen aus allen Ländern der Welt und zeigen dabei sehr viel Herzlichkeit. Die Menschen hier sind stolz, Heimat für eine der größten Prides der Welt zu sein. Nicht umsonst sind sie Partner der Pride New York und somit im Top Level der Gay Parades des Planeten.
Das Programm um die Parade ist dementsprechend vielseitig. Fast alle Kunstinstitutionen haben sich dem Thema Wold Pride angepasst. Im Prado wurde auf die Genderrollen in der Kunstgeschichte hingewiesen und in der Sala de Alcalá 31 gaben antik anmutende Statuen mit vertauschten Geschlechtsmerkmalen Anlass unser gelerntes Mann-Frau Rollenverständnis zu reflektieren. Die Statue eines nackten Jesus Christus am Kreuzt zeigt, dass sich in der Hauptstadt eines so katholischen Landes viel getan hat. Dazu kommen Filmfestivals, Ausstellungen und Kongresse gesäumt von open Air Konzerten und den weltweit größten Parties mit bis zu 35.000 Gästen an einem Abend.
Höhepunkt ist aber sicher die Parade mit über 1 Mio Menschen. Und man mag es für sonderbar und heuchlerisch halten, aber an der Parade nehmen inzwischen alle Parteien von rechts bis links Teil. Vielleicht ist das ja ein Blick in die Zukunft, dass die Rechte der Gay- und Queer-Community bald nicht mehr zum Spielball der Politik, sondern von allen als selbstverständlich angesehen und mitgetragen werden. Zu wünschen wäre es auf jeden Fall! Viva Espana!
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Fotos Martin Hron
Text Julian Wiehl