Die Winterdepression gibt es nicht ohne Grund: Wie frustrierend dieses “durch den Schneematsch Stapfen” ist, wie trist die 1,2 kahlen Bäume in der Großstadt aussehen, wie schade, dass die Sonne erst nach dem aufstehen aufgeht, und schon längst wieder weg ist, wenn man das Büro verlässt. Umso verständlicher ist es, dass es uns im Winter immer wieder in den warmen, ach so schönen Süden zieht. Wir finden aber: Winterurlaub muss gar nicht immer im Süden stattfinden! Wir haben uns eine Woche Urlaub im verschneiten Stockholm gegönnt, und für euch zusammengefasst, was man dort auch im Winter alles erleben kann – und wieso ein Trip in den Norden während der kalten Jahreszeit gar keine so schlechte Idee ist!
KUNST VOM FEINSTEN
Natürlich ist es im Winter in Stockholm noch ein ganzes Stückchen kälter als bei uns. -7 Grad hat es, als wir uns in die dicksten Sachen, die unser Kleiderschrank so hergibt packen, und die Stadt erkunden. Wir haben natürlich schnell eine perfekte Taktik entwickelt: Wenn es uns nach 2-3 Stunden in der Altstadt (Gamla Stan) zu kalt wird, nutzen wir die warmen Museen, um uns aufzuwärmen – und die schwedische Hauptstadt hat wirklich ein riesiges Angebot an Kulturhighlights – von denen überraschend viele kostenlos sind – zu bieten! Da wäre zum Beispiel das berühmt-berüchtigte Fotografiska Museum, das zwar mit einzigartigen Ausstellungen und einer wirklich stilvollen Bar im Dachboden punkten kann, für die recht wenigen Exponate aber dann doch ein bisschen teuer ist.Wer also ein eher kleines Reisebudget hat, muss dem Moderna Museet einen Besuch abstatten: Hier kommen alle Besucher*innen nämlich komplett kostenlos rein, und die Exponate können sich auch sehen lassen: Neben einigen Objet-Trouvès (z.B. Marcel Duchamp berühmtes Pissoir) lassen sich auch riesige, immersive Rauminstallationen oder Videokunst bewundern. Der Museumsshop ist ebenfalls erste Klasse, und bietet von preiswerten Ausstellungspostern bis hin zu individuellem Geschirr wirklich alles an. Außerdem zu empfehlen ist das Öffi-Ticket: Die U-Bahnen in Stockholm sind nämlich allesamt eigene Kunstwerke. So findet man sich beim warten auf den nächsten Zug plötzlich in einer riesigen, roten Feuerhöhle, oder einer plastischen Wolkenwelt wieder. Den kompletten Guide zu den wichtigsten U-Bahn Stationen gibt es hier.
2. COOKING AT ITS BEST
Ja, Schweden ist tatsächlich mehr als nur Köttbullar und Kartoffelbrei: Wer sich in Stockholm nicht durch die verschiedensten Lokale, Bäckereien und Cafés probiert, verpasst definitiv ein riesen Stück Stockholmer-Lifestyle. Zugegebenermaßen bringt der Restaurantbesuch die Kreditkarte schnell zum glühen: Unter 15€ ist ein einfaches Gericht in den meisten Fällen überhaupt nicht zu bekommen. Trotzdem sollte man sich zumindest ein klassisches Stockholmer Brötchen aus der stilvoll eingerichteten Bäckerei Fabrique nicht entgehen lassen.
Immer wieder finden wir uns im Hipster-Teil der Stadt, Södermalm wieder. Die Insel ist der perfekte Ort für Liebhaber*innen des Kaffees: Hier gibt es durch die Bank individuell eingerichtete Cafés mit ausgesprochen leckeren Snacks und Kaffeespezialitäten (die Fika ist die hochheilige Kaffeepause der Schweden), die zum verweilen einladen. Wir empfehlen das OMAYMA oder das il caffè söder!
Wer ein bisschen mehr Geld für’s Essen übrig hat, muss unbedingt Berns Asiastika einen Besuch abstatten: In einer einzigartigen Location mit exzellentem Service bekommt man hier neu interpretierte, köstliche asiatische Küche zu einem (für Stockholm zumindest) vernünftigen Preis serviert. Natürlich tut uns die Rechnung über 80€ am Ende der Verkostung ein bisschen weh, aber wir müssen uns damit abfinden: Essen gehen in Stockholm ist einfach immer verdammt teuer. Wir empfehlen, mehrere kleine Gerichte zu bestellen, um sich einen Überblick über die Kunst der Köche verschaffen zu können. Übriberngens: Lebensmittel hingegen sind in Schweden gar nicht so teuer, wie immer angenommen. Wer sich bei Lidl und Co. oder auf dem Stadtmarkt umschaut, bekommt auch in Stockholm Bioware zu einem vernünftigen Preis – erst bei der Suche nach Alkohol wird es dann problematisch.
3. URBANER URWALD
Beim Schlendern über die zahlreichen Brücken der Stadt fällt uns schnell auf: Das Stadtbild Stockholms ist wohl ein einzigartiges. Nirgendwo sonst auf der Welt wurde eine Stadt auf 14 Inseln – die übrigens durch 53 Brücken miteinander verbunden sind – gebaut. Zu unserer Reisezeit (Februar) können wir beobachten, wie riesige Eisschollen an den rauen Steinständen der Inseln zerbersten. Unbedingt zu empfehlen (und im Sommer natürlich auch noch ein Stückchen angenehmer) ist eine Schären-Rundfahrt: Die Schären (das sind rund 24.000 kleine Inseln in und um Stockholm) sind auf der Erkundungstour nicht nur Schauplatz einer ungewöhnlichen Landschaft, sondern auch Anlaufstelle für zahlreiche Tierarten.
Wer etwas von der klassischen Bilderbuchlandschaft Schwedens mitbekommen möchte, darf sich das Artipelag, ca 20 Minuten außerhalb von Wien nicht entgehen lassen – das Museum, das mitten in einem der schönsten Flecken schwedischer Natur gebaut wurde, gibt nicht nur wunderschöne Ausblicke auf die Landschaft, sondern ist auch schlichtweg architektonisch ein Hingucker. Mit dem kostenlosen Shuttle-Bus ab dem Hauptbahnhof Cityterminalen kommt man auch ganz ohne Mietauto aus.
Da wir allerdings weiter hinausfahren möchten, investieren wir in einen Mietwagen für einen Tag, und haben Glück: Anstatt eines kleinen Stadtautos bekommen wir ein Upgrade auf einen SUV, den wir dann auch dringend brauchen, denn die Landstraßen, die wir entlangfahren sind eher schlecht als recht geräumt! Ein Ausflug fernab der Stadt lohnt sich aber definitiv: Wir fahren erst mal ohne Ziel in Richtung Norden, vorbei an prächtigen roten Landhäusern, durch abgelegene, schneebedeckte Waldstücke und vorbei an der steinigen schwedischen Küste. Nahe des Singö Campingplatzes, ca. 2,5 Autostunden nördlich von Stockholm, machen wir auf eigene Faust eine kleine Schneewanderung, und genießen die beeindruckende schwedische Natur.
Text + Video: Alex Baur