Gen Z Edition

GENERATION Z: TAKE NOTE & KEEP UP

How A-Y Reacts to Z

Die Generation Z bringt frischen Wind in all unsere Welten – Liebe, Technologie, Beruf – und wird von so manch Alteingesessenen in der Community als Orkan empfunden, der angeblich fix definierte Pfeiler aus dem hart erarbeiteten Boden zu reißen droht. Wahr ist, dass dieser Boden nur durch neue gedeihende Saat entwickeln kann. Und da ist es wichtig, dass wir alle gemeinsam die Community-Gießkanne halten und einen fruchtbaren Nährboden für Generation Gestern, Heute und Morgen bieten, egal welcher Buchstabe hinten dran steht. So, bevor dies noch zu einem Agrar- oder Farmwirtschaftsbeitrag wird, ab ans Eingemachte:

Die “übersensible” GenZ – Propaganda einer veralteten Generation

GenZ wird regelmäßig als zu sensibel verschrien und wird oft als überemotional, wenn nicht sogar verwöhnt dargestellt. Fakt ist, dass diese Vorwürfe hauptsächlich die ältere Generation selbst betreffen. Die jetzige Generation akzeptiert Ausbeutung knallhart nicht mehr, und das schmeckt vielen Oldheads einfach so gar nicht. Sehr stark und auch momentan zunehmend in den Medien fällt dies auf im Arbeitsmarkt:

Für Leistung entsprechend entlohnt werden – ein Entblößen verstaubter Hierachien

Wenn kein Environment zur persönlichen wie beruflichen Weiterentwicklung zur Verfügung gestellt wird, warum dann mehr als das minimal Verlangte arbeiten? Das traditionelle halbwarme Versprechen von “Vielleicht Beförderung, wenn du brav und (zu) viel arbeitest!” reicht der GenZ einfach nicht mehr, man akzeptiert ausbeuterischen Bullshit und alte machtausnützende Hebelwirkungen nimmer. Sensibel eher daher die ältere Generation, die beinahe zum Flennen beginnt, sobald ein Jüngerer es wagt, entsprechend seiner Arbeit bezahlt oder gar befördert zu werden. Das Nach-unten-Treten wird nicht mehr geduldet, stattdessen wird nach oben geboxt, und dort wird so manche Krokodilsträne vergossen, weil man nicht mehr mit jedem Blödsinn davonkommt. Nicht selten muss man als hart Arbeitende:r Teil eines ähnlichen Gespräches wie dieses sein:

“Wieso arbeitest du nicht mehr?”

“Bietet ihr mir mehr?”

“Nein.”

“Siehste.”

So keck wird das dann wahrscheinlich nicht 1:1 geführt werden, aber der Kern bleibt derselbe: Die an einer Angelschnur baumelnde Karotte vor dem Schädel reicht einfach nicht mehr als Motivation. Moderne Gogetter und Achiever wollen bekommen, was sie verdienen und nicht durch leere Überstunden mit falschen Hoffnungen und einer “Arbeitsfamilie” – die, wenn’s drauf ankommt, plötzlich sehr unfamiliär wird – an der Nase herumgeführt werden. Noch dazu ist nicht zu vergessen, dass die GenZ eine Armee von Digital Natives ist, der wir nicht nur entsprechende Möglichkeiten zum Blühen bieten sollten (hoppla, doch noch eine Agrar-Metapher), sondern von der wir auch vieles lernen können. Es wird Zeit für einen Paradigmenwechsel, und die einzige Hoffnung, die wir haben, ist die junge Generation. Sie hat nichts zu verlieren und fürchtet um ihre Zukunft. Legen wir ihr keine Steine in den Weg, sondern unterstützen wir sie in ihrem Bestreben nach einer besseren Welt. Dort lebt es sich nämlich für alle gut. Egal welche Hautfarbe, Herkunft, Religion oder Identität. Nur für Bullshit darf es keinen Platz mehr geben. Dafür ist das Leben zu kostbar.

Nicht dieselben Fehler und Muster wiederholen

War es früher schwer, als Gay zu gelten, sind die sozialen Hürden heute den Non-Binären, Transgendern und Fluiden in den Weg gestellt. Die – wenn auch hart verdiente und immer noch nicht komplett standardisierte – Bequemlichkeit und erkämpfte Änderung in der Welt soll uns nicht vergessen lassen, wie es vielen früher in der Situation ging, in der sich die GenZ heute befindet.

Dass sich im Prinzip nicht viel ändert für die von Ignoranz Betroffenen, sieht man, wie immer, ziemlich gut, wenn man einen Blick auf die politische Seite wirft: Die Rechten versuchen, die Community zu spalten, indem sie langsames Annehmen von schon lange allgemein Akzeptiertem vortäuschen und sich stattdessen neue Opfer suchen.

Die AFD hat z. B. eine lesbische Alice Weidel akzeptiert, da das Thema “Gay” allein nicht mehr ausreicht, um die Gesellschaft zu spalten. Stattdessen verfolgt man nun kinderbuchlesende Drag Queens, Transpersonen und non-binäre Menschen bzw. alle auf der Suche deren wahren Ich in einer Patriarchie in der es eine magere Auswahl an Rollenbildern zwischen hetero und gay gibt. Die Probleme bleiben auch hier für die Generation Z dieselben wie für die vorangehenden Generationen, der Hass bekommt lediglich einen neuen Farbanstrich.

Statt zu nörgeln oder den Kopf zu schütteln, doch lieber eine Hand ausstrecken und den Leuten, die Hilfe, Rat oder einfach nur ein Ohr zum Zuhören brauchen, diese Dinge auch bieten. Man ist in einer Situation, in der man das, was man sich früher so sehr gewünscht hat, heute den diesbezüglich Betroffenen geben kann. Vor allem, weil man weiß, wie es sich anfühlt, aufgrund der Art, wie man ist, abgelehnt zu werden.

Schwul ist beinahe hetero: Der eingebildete Verlust des “Speziellseins”

So sehr man vielleicht das Rampenlicht vermisst, das damals aufgrund des Gayseins auf einen gerichtet wurde, und wodurch man einen der wenigen sozialen Vorteile davon genießen konnte, sollte man es nun auf die scheinen lassen, die es verdient haben, darin gesehen zu werden. Es geht nicht um die 15 minutes of sexual identity fame, sondern darum, dass alle ihr Leben so leben können, wie sie es verdient haben: ohne hassle und Hass. Dann ist man halt mittlerweile der schwule coole Onkel statt Homo-Rebell. Jeder hat seine Phasen, tun wir nicht jünger oder schlauer, als wir sind. Wir sitzen alle im selben Boot der Ahnungslosigkeit und versuchen, über die Wellen zu rudern. Wenn wir die Paddel gemeinsam fassen, geht es auch sicherlich schneller.

Kitschig, aber wahr: Gemeinsam in die Zukunft

Durch all den Hass und die Ignoranz, durch die ein:e Jede:r in der Schwulen-Community gehen musste und leider oft auch immer noch geht, bewegt sich nun auch die neue Generation. Mit dem wichtigen Unterschied, dass diese erst am Anfang von all dem böswilligen Unfug steht und dort erst das Gehen vor dem Laufen lernen muss – oft hat man sogar schon Angst, mit Babysteps jemand Brutalem ohne Einsicht auf die verkrampften Zehen zu treten. Deswegen keinen Schmerz-Schwanzvergleich durchführen, nicht: “Oh mir geht’s doch auch so schlecht, warum soll’s dir nicht auch schlecht gehen, ha?” – sondern helfen, wenn, wann und wo man kann, sich weiterbilden und Fehler eingestehen. Akzeptieren, dass man selbst vielleicht nicht mehr der Trendsetter ist, der man vor Jahren war, sondern dass das jetzt Andere bewältigen, oft nicht mal freiwillig.

Das Wichtigste an dem Schmerz, den man selbst erfahren hat, weil man ist, wie man ist, ist, dass man ihn eventuell für Andere verhindern oder zumindest lindern kann. Deswegen schauen wir, dass wir durch diesen oft sehr verwirrenden wie verworrenen Dschungel gemeinsam gehen, egal ob mit Buttermesser oder Machete, jede:r mit den Werkzeugen, die zur Verfügung stehen, aber nie ohne Kampf und immer gemeinsam. Denn wenn genug Leute diesen Weg mit demselben Ziel – Akzeptanz und Liebe – bestreiten, dann wird dieser auch schneller zurückgelegt. Und für die nächste Next-Generation geebnet. Ego ist gut, wenn man sich selbst nackt im Spiegel beäugt, aber nicht, wenn man andere dadurch mit einem Tunnelblick betrachtet. Jede:r hat sein oder ihr Identitäts-Päckchen zu tragen. Also: Hinterlassen wir die Welt jeden Tag ein Stückchen besser, als wir sie am Vortag fanden.


CREDITS

Text

Georg Rauber (he/him) | Instagram: @itsthegeorgr

Photos

AI prompted by Carlos Gomez

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