„Dann bis Sonntagnachmittag in der Kirche!“, sagt er und lacht dabei. Ich lächele freundlich zurück, nicke vorsichtig und wir verabschieden uns. Ich habe es mal wieder geschafft einen Typen aus der Kategorie Clubkid zu daten. Unser Gespräch drehte sich eigentlich nur ums Ausgehen: Eine Stunde und zwei Chardonnay lang habe ich mir angehört, wo er am liebsten feiert, was er am liebsten zieht, welche Afterhour total überbewertet sei und dass ich doch unbedingt Sonntag mit in die Kirche kommen solle. Mit Kirche meint er das Berghain.
Nettes Angebot, aber der Sonntag gehört mir – und da habe ich weitaus besseres zu tun als mich für anderthalb Stunden in einer Schlange einzureihen und dabei möglichst grimmig zu gucken. Been there, done that. Vielleicht bin ich alt geworden, aber im Moment reizt mich das so überhaupt nicht – denn es ist gefühlt immer das Gleiche.
Mir reicht es total aus, an einem Sonntag leicht angekatert aufzustehen, den ganzen Tag in Jogginghose durch die Wohnung zu schlurfen und die selbige höchstens dann zu verlassen, um Kippen beim Späti zu kaufen. Als das anfing, dachte ich, dass es jetzt soweit ist: Ich werde langweilig.
Ich gucke mir lieber Tierdokus auf Arte an statt selbst durch die Finsternis der Clubs zu jagen. Ich gebe mein Geld lieber für überteuerte Eggs Benedict und Avocado-Brot aus, statt für den Eintritt. Ich schmeiße lieber den Fernseher an, als Pillen ein. Ich frage mich, wann der Lieferdienst wohl kommt und nicht, ob ich wohl reinkomme.
Und ich finde das okay. Ich brauche diese Tage, an denen ich mich aus allen sozialen Aktivitäten herausziehe – anders übersteht man die Wochen doch überhaupt nicht. Ich finde es okay, sich zurückzuziehen. Ich finde es okay, sich nicht dazu verpflichtet zu fühlen auszugehen, weil man das eben so macht. Ich finde das okay – und nicht langweilig. Ihr findet mich langweilig? Dann finde ich euch langweilig.
Foto Danielle Tineke