Nach einem großartigen Festival Jahr voller Auszeichnungen (Teddy Award für „Bester Spielfilm“, Ehrenpreis Tel Aviv International LGBT Film Festival 2016 und Preis der Jury auf dem 40. Internationalen Hong Kong Film Festival) kommt „Kater“ nun auf den deutschsprachigen Kinomarkt.
KATER Trailer – Ab 4. November im Kino
GEGEN DEN TREND
Ganz gegen den allgemeinen Trend des rasanten Kommerzkinos erzählt Händl Klaus in genüsslich-ruhiger Manier die Liebes-Beziehungs-Geschichte zweier Männer, die von ihrem Kater aus dem Gleichgewicht gebracht wird. In nicht ganz zwei Stunden erleben wir intime Nähe und brutale Distanz im Beziehungs-Zyklus einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft.
Die relativ dramatische Geschichte präsentiert sich so leise und unaufgeregt, dass die Grenzen zwischen Realität und Filmkunst oftmals garnicht mehr wahrgenommen werden. Lukas Turtur und Phillipp Hochmair zeigen hier ihr Talent und überzeugen jede Minute mit ihrer gefühlvollen Darstellung subtiler, feinstofflicher Beziehungsebenen.
MUT ZUR NACKTHEIT
Klaus Händl beweist in seinem Werk gleich mehrmals Courage. So wählte er für die Geschichte ein schwules Paar aus und inszeniert es mit einer kompromisslosen Offenheit in Bezug auf Nacktheit und Sexualität, die man im Kino lange suchen muss und auch im Heteromilieu kaum finden wird. Mit seinem Mut zur Entschleunigung und Stille setzt er dann die Tradition des unaufgeregten, österreichischen Kinos fort. Händl fordert so den Zuseher heraus, sich aktiv am gefühlvollen Geschehen zu beteiligen anstatt sich im Kinosessel seicht berieseln zu lassen. Eine große Herausforderung für den unbedarften Kommerzkinogänger, der von Regisseuren wie Michael Bay und Konsorten regelmäßig auf Epilepsie geprüft wird.
KATZEN SIND KEINE ZIRKUSTIERE
Auch die Entscheidung, sich mit einer Katze am Filmset einzulassen zeigt von großer Hingabe. Die einfache, asoziale Hauskatze lässt sich nämlich ganz im Gegenteil zur Wildkatze weder dressieren noch durch ein Leckerli bestechen. Mit einem gesunden Ego ausgestattet will sie nämlich keinem Lebewesen auf der Welt gefallen, außer sich selbst.
FAZIT
Kater zeichnet sich durch seinen Mut zur ehrlichen Nacktheit, seine subtile Inszenierung und die wohl realistischste und unaufgeregteste Darstellung einer Liebesbeziehung zweier Männer in der Geschichte des Kinos aus. Vom Zuseher fordert er jedoch Geduld und Interesse an feinstofflichen Beziehungsthemen ein.
Jetzt im Kino!
Filmfacts:
Schauspiel: Lukas Tortur und Philipp Hochmair
Regie: Händl Klaus
Kamera: Gerald Kerkletz
Schnitt: Joana Scrinzi
Produzenten: Antonin Svoboda, Bruno Wagner
Produktion: coop99
Zur Website