Der Investmentbanker Ben ist jung, schön, erfolgreich und tja, hetero(?) Das Life Goal: Seine Freundin, die strebsame Harvard-Doktorantin Emily zu heiraten, eine Familie zu gründen und glücklich das ewig gleiche Spießer-Leben zu führen, wie die meisten Hetero-Couples dieser Welt. Bis es jedoch soweit ist, lebt Ben jedoch noch in seiner eigenen Wohnung in Boston, ohne Emily. Eines Tages lernt Ben über eine Online-Plattform den jungen Chris kennen. Die beiden Männer finden einander anziehend und beginnen eine Affäre. Allerdings kann sich Ben ein Leben ohne Emily auch nicht mehr vorstellen. Ebenso nerven ihn die Grundsatzdiskussionen darüber, ob er jetzt eigentlich “straight” oder “gay” sei.
“Straight is A CHARGED, POWERFUL piece that showcases why labels still matter, even in 2016.”
OUT Magazine, New York
Wie es dann auch kommen soll: Nach einigen Monaten endet eine sehr alkohollastige Nacht zwischen Ben und Chris auf Bens Couch. Am Morgen holt ihn die Realität ein, als Emily plötzlich vor der Tür steht. Gefangen in einer Welt von Schubladendenken, verwirrten Gefühlen und Plänen, wie er sein Leben leben soll, trifft Ben schließlich eine folgenschwere Entscheidung.
Wir haben David Paul – einem der Hauptdarsteller – einige Fragen zum Stück STRAIGHT gestellt.
© Pascal Schrattenecker
Straight, gay oder bi – wie wichtig sind deiner Meinung solche Labels noch oder sind sie mittlerweile komplett überholt?
Ich war nie wirklich ein Fan von diesen Labels, weil es für mich grundsätzlich nichts über dich als Person sagt. Man kann sich gerne an eine dieser Gruppen orientieren, das bedeutet aber nicht, dass man automatisch ein Klischee erfüllen muss. Gleichzeitig muss man sich davor aber auch nicht verstecken. Immerhin will man als LGBTQ+ Person dies auch ausleben dürfen.
Wie kam es dazu, dass du Teil des Hauptcasts von STRAIGHT wurdest?
Während meines Studiums musste ich mir für den Schauspielunterricht einen Monolog aussuchen. Nach ein paar Stunden im Drama Book Store stieß ich dann endlich auf STRAIGHT und wurde gleich von der erfrischenden Art der Charaktere mitgerissen. Sowas sieht man nicht oft im Theater. Durch meine Lehrer gelang es mir, Kontakt zu einem der Autoren, Drew Fornarola, aufzubauen. Nach einem geschäftlichen Coffee Date schaffte ich es, ihn zu überzeugen, das Stück zum ersten Mal nach Europa zu bringen. Und nun geht dieser Plan mit dem Open House Theatre und Moving Stage Productions in Erfüllung.
Kennst du eine gewisse sexuelle Orientierungslosigkeit auch aus deinem bisherigen Leben?
Auf jeden Fall, vor allem bin ich erst 21 – da gehört Orientierungslosigkeit zum alltäglichen Leben. Und das ist völlig okay. Da ich aber auch was mit Frauen habe, wird meine Sexualität oft bezweifelt. Aber, mir macht das nichts aus, weil ich weiß, dass ich alles außer straight bin – und das ist auch gut so.
Fällt es dir schwer, die Rolle einer Affäre zu spielen?
Generell versuche ich meine Rollen nicht zu verurteilen. Das ist gerade das spannende an der Schauspielerei. Was mir aber an STRAIGHT so gefällt, ist, dass es keinen eindeutigen Helden oder Bösewicht gibt. Alle Charaktere in dem Stück sind so vielschichtig mit all ihrer Imperfektion. Klar, was Christ macht ist natürlich nicht “richtig”, aber sowas kommt nunmal auch in der realen Welt vor, besonders in der LGBTQ+ Community. Ich glaube jeder von uns hat sich schon in eine Person verliebt, in die man sich eigentlich nicht verlieben hätte sollte. Dieses Gefühl kenne ich zu gut.
Was war für dich die größte Herausforderung bei den Proben?
Den Grat zwischen Komödie und Drama aufrecht zu erhalten. Die Autoren Scott Elmegreen und Drew Fornarola haben wirklich gute Arbeit beim Schreiben dieses Stückes geleistet. Jeder Schauspieler kann nur von so einem Stück träumen und ich versuche, dem ganzen gerecht zu werden. Authentizität ist mir sehr wichtig.
The big picture: Welche Botschaft soll mit dem Stück STRAIGHT vermittelt werden?
Mit STRAIGHT wollen wir auf das Schubladendenken unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Wir hören ständig, wie wir sein sollen, wie sich ein “richtiger” Mann zu benehmen hat, welche Zukunft er anstreben soll usw. Wir lieben es, Menschen in Kategorien zu stecken. STRAIGHT zeigt, was so ein Druck mit einem Menschen anstellen kann. Vor allem ist mir als Teil der LGBTQ+ Community Representation sehr wichtig und ich glaube, dass wir mit diesem Stück in eine richtige Richtung gehen.
STRAIGHT sorgte am Off-Broadway für Furore. In Wien erlebt das Stück nun in der Regie von Robert G. Neumayr im März 2019 seine Europapremiere. Kurz darauf kommt STRAIGHT als Gastspiel und Deutsche Erstaufführung nach Hamburg, sowie als Gastspiel nach Berlin.
© Ine Gundersveen & Thomas Schluet
Autoren: Scott Elmegreen & Drew Fornarola
Regie: Robert G. Neumayr
Mit: Lukas Müller (Ben), Viktoria Hillisch (Emily), David Paul (Chris)
Übersetzung: Peter Torberg
SPIELTERMINE
9. März 2019, 19:30 Uhr – Spektakel Wien
10. März 2019, 19:30 Uhr – Spektakel Wien
13. März 2019, 19:30 Uhr – Spektakel Wien
14. März 2019, 19:30 Uhr – Spektakel Wien
15. März 2019, 19:30 Uhr – Spektakel Wien
16. März 2019, 19:30 Uhr – Spektakel Wien
Quelle STRAIGHT
Header Ine Gundersveen & Thomas Schluet
Interview Michael Haller