Nennt mich Spießer, aber ihr Club Kids da draußen, ihr macht mich fertig: „Also den Montag halte ich mir immer frei – da muss ich auf jeden vom Ballern recovern und erstmal down kommen!“
Feiern gehen hin oder her – hab ich früher viel gemacht, mache ich heute immer noch – aber mein Verständnis endet dort, wo Identifikation aufhört. Denn es gibt sie, diese Menschen, deren Leben sich nur ums Feiern dreht, die sich von Party zu Party hangeln und keine anderen Gesprächsthemen mehr finden. Von Rausch zu Rausch, von Club zu Club. Ich möchte gar nicht sagen, dass das per se schlimm ist. Das kann man ruhig mal eine Zeit lang machen, aber nach einiger Zeit ist das doch irgendwie nicht mehr neu, nicht mehr aufregend, nicht mehr spannend – been there, done that, let’s move on. Oder habe ich da was verpasst? Natürlich, feiern kann ein tolles Ventil sein, um mal aus dem Alltag auszubrechen, um mit Wildfremden rumzuknutschen oder –vögeln, um einfach mal an nichts denken zu müssen, außer an den nächsten Drink, um eine gute Nacht mit guten Freunden zu haben, um neue Leute kennen zu lernen. Aber das kann doch nicht alles sein? Menschen, mit denen ich vor einigen Jahren noch viel unternommen habe, bekomme ich mittlerweile fast nicht mehr zu Gesicht – wenn ich nicht gerade selber in irgendeinem Club bin. Und die Gesprächsthemen? Kreisen ebenfalls ums Feiern, Drogen, Clubs. Vielleicht bin ich zu alt, aber vielleicht auch nicht – ich bin jedenfalls der Meinung, dass es eine ganze Menge anderer Dinge gibt, die einen Menschen erfüllen können, die sinnstiftend sind. Und ich muss mir nicht immer irgendwas reinziehen, um Spaß zu haben. Okay, ich klinge tatsächlich wie mein eigener Opa, der über dieses Internetz spricht, aber: Ich kann das Ganze nicht nachvollziehen. Möchte ich auch nicht.
Neulich habe ich einen alten Freund getroffen, in der U-Bahn: „Ey, wir sollten uns unbedingt mal wieder sehen …“ – „Drinks am Samstagabend?“ – „Oh, sorry, da hab ich Liste für (hier Clubnamen einfügen).“ – „Dann Kater-Brunch am Sonntagmittag?“ – „Du, ich trinke ja nicht mehr, ich hab jetzt andere Sachen für mich entdeckt … Und da bin ich noch auf der Afterhour in (hier beliebigen Clubnamen einfügen)“ Und schon hatte ich keinen Bock mehr.
Und dann schwingt da auch immer noch so eine leichte Arroganz mit – so zumindest mein Eindruck. Zugegeben: Wie diesem Text unschwer zu entnehmen ist, sympathisiere ich ja offensichtlich auch nicht mit den Dauer-Druffen, aber gefühlt habe ich, sobald ich erwähne, dass ich am Samstag im Kino war und dann noch kurz in einer Bar vorbeigeschaut habe, einen Stempel mit „LANGWEILER!“ auf der Stirn prangen. Aber hey, damit kann ich leben. Wenn ihr Lines zieht, zieh ich lieber durch Bars. Wenn ihr was schmeißt, schmeiß ich mich ins Bett. Over and out. Bussi.