Berlin? Also, ick sach ma’ so: Schön is’ watt anderet – und trotzdem liebe ich diese Stadt. Denn Berlin ist soviel mehr als dieses Klischee, das sofort durch alle Köpfe geistert, sobald der Name der deutschen Hauptstadt fällt.
Am Alex findest du keinen Sitzplatz mehr in der U8, weil alle von mit Primark-Tüten beladenen Touristen belegt sind. Und ins Berghain gehst du Sonntag Mittag, am besten nach dem Sekt-Brunch, weil dann die Schlange am kürzesten hin. Achso, nee, du stehst ja auf der Liste. Von wem? Spielt ja keine Rolle, Hauptsache +1.
Ins Butzke gehst du ja nicht mehr, ist dir zu touristisch geworden. Aber Berghain geht immer. Und Warschauer kann man ja auch total vergessen, es sei denn man meint das voll ironisch. Aber das Humana am Ende, das ist ganz gut – sind halt mehrere Etagen. Aber ansonsten ist Fhain ja out, kannst du vergessen. Und der Wedding kommt auch nicht. Und wird auch niemals kommen. Im Gegensatz zu dir, denn die ganzen hotten Boys sind ja nur einen Tinder-Swipe entfernt. Die süßesten wohnen ja in Schöneberg. Oder waren das die Bären? Spielt ja auch keine Rolle, Hauptsache Sex – denn in Berlin kann man ja eh keine Beziehungen führen, bei dem ganzen Überangebot. Fickst du noch oder kokst du schon? Aber auf gar keinen Fall von einem Dealer auf der Straße kaufen – das ist der letzte Dreck, schlimmer als Chia-Samen.
Aprospos Chia-Samen: In Kreuzkölln hat jetzt so ein nices Clean-Eating Restaurant aufgemacht, da müssen wir unbedingt hin. Ich brauche sowieso erstmal Detox, war echt ein bisschen viel die letzten Tage. Und dann auch noch die Vernissage gestern, da waren auch wieder alle da. Ich hasse ja diese Influencer, kann ich gar nicht ab – ich folge denen auch nur, weil ich mich über sie lustig mache. Interessiert mich gar nicht, was die treiben, die sind eh alle käuflich. Also mich bekommt man ganz sicher nicht mit einem Paar Sneaker. Ich hab auch eigentlich nachher noch ein wichtiges Meeting, ist aber im Pberg – so muttimäßig, ich hab ja gar keine Lust. Ist aber für so ein ganz nices Projekt, geht so in Richtung Blog, aber eben ein bisschen anders. Oh, ich werde müde – hast du Pepp? Nein, Spaß, ich nehme keine Drogen, die Zeiten sind vorbei. Ich bin zu alt für den Scheiß, ich hol mir lieber noch eine Mate im Späti.
BULLSHIT! Berlin ist viel mehr als diese immer gleichen Klischees. Nicht umsonst landet die Stadt in den Top 100 Städten für Millenials auf Platz 2, direkt hinter Amsterdam – und punktet vor allem in Sachen Nachtleben und Toleranz.
Ach, im Übrigen, kleiner Tipp: Ein Berlin-Wochenende kann auch dann wirklich großartig sein, wenn du dich danach noch daran erinnern kannst.