Genau wie auf konventionellen Social-Media-Plattformen sind auch in der schönen neuen Welt der Metaversen homophobe Attacken, Missbrauch und entsprechende Beleidigungen an der Tagesordnung. Die dezentralisierten Systeme lassen Eingriffe von oben kaum zu. Warum wir jetzt anpacken müssen und wie wir es anstellen, das Metaversum zu einem Safe(r) Space für alle zu machen.
Same ol’, same ol’
Seit Anbeginn der Zeit werden Menschen, die sich deutlich von der jeweils gültigen Norm unterscheiden, gehetzt, drangsaliert und ausgestoßen. In der digitalen Welt hat sich diesbezüglich nichts geändert. Cyber-Mobbing ist zur neuen Realität geworden. Selbst zu Hause am eigenen Sofa – mit der VR-Brille auf der Nase – kann es passieren, dass man attackiert und diskriminiert wird.
Prädikat “echt”
Das VR-Erlebnis ist darauf ausgelegt, sich echt anzufühlen, physisch wie psychisch. Wer schon einmal „Roller Coaster“ mit einer VR-Brille ausprobiert hat – ein Spiel, in dem man Achterbahn fährt –, weiß, dass das Hirn seine liebe Mühe hat, das Gesehene mit der Realität zu vereinbaren. Exakt dieses Es-fühlt-sich-so-echt-an-Empfinden ist es allerdings auch, das die virtuellen Attacken so beängstigend macht. Das Nervensystem ist getriggert, die psychologische Reaktion folgt.
“Wo hört der Schutz der User:innen auf
und wo fängt das Abhören an?”
Virtuelle Angriffe sind keine Kleinigkeit
Jetzt könnte man natürlich meinen, das seien nur Kleinigkeiten – man könne einfach einen anderen Avatar wählen oder das Headset absetzen. Doch so einfach ist es nicht. Die Attacken passieren sehr plötzlich, und man kann oft nicht schnell genug reagieren, um in einen Safe Mode zu wechseln oder die andere Person auf stumm zu schalten, zu blockieren und zu reporten. Künftig soll zwar mehr AI zum Einsatz kommen, allerdings tendieren entsprechende Systeme ebenso zur Grenzüberschreitung. Wo hört der Schutz der User:innen auf und wo fängt das Abhören an? Was bleibt, sind ein übler Nachgeschmack und die Erkenntnis, dass das Metaverse bzw. Apps wie ‚Rec Room‘ oder ‚Horizon Events‘ in Sachen Safe Space noch in den Babyschuhen stecken.
Aktivismus im web3
Dass sich das virtuell Erlebte so real anfühlt, kann aber auch für positive Handlungen genutzt werden. Aktivist:innen nutzen dieses Erlebnis-Tool für sich, um mehr Menschen zu erreichen und sie in Erfahrungswelten eintauchen zu lassen, die sie andernfalls nie leben könnten. Denn um Wandel anzuregen, muss Erfahrung weitergegeben und vermittelt werden. Sich miteinander zu verbinden, zu interagieren und einander zu unterstützen sowie Awareness und Informationen zu verbreiten, das ist es, was die moderne Technik uns an Positivem bringt.
Unternehmen im Wandel
Besonders für Firmen wird es in Zukunft heißen: “Wie kann ich das Metaverse für mich bestmöglich nutzen?” Gerade weil nunmehr so viele Menschen miteinander connected sind, kann aus einem viel größeren Erfahrungspool geschöpft werden, was den Unternehmen einen klaren Wettbewerbsvorteil bietet. Firmen wie beispielsweise „TransTech Social Enterprises“ in Chicago nutzen das neue Metaverse für sich, um Veränderung im Web 3.0 zu bewirken. Das Unternehmen ist nicht nur ein Vorreiter in Sachen Repräsentanz der queeren Szene, sondern auch ein Vorbild für Inklusivität in der Technologie. So wie diese Nonprofit-Organisation, die das Empowerment, die Ausbildung sowie Beschäftigung von LGBTQIA+ Menschen bezweckt und dabei die moderne Technologie involviert, können auch andere Unternehmer:innen profitieren. Das Ziel aller sollte es sein, den Markt und das Bewusstsein der Menschen positiv zu beeinflussen und Möglichkeiten zu schaffen, selbst Teil der Veränderung zu sein. Von der Bank aus zuzusehen, macht schließlich nur halb so viel Spaß. Deshalb ist es wichtig, Programmierer:innen, Entwickler:innen, Tech- und Medienexpert:innen aus der Community zu haben, da nur von innen heraus ein Umdenken passieren kann.
Möglichkeiten jetzt ausschöpfen
Wie die Zukunft des Metaverse aussehen wird, steht in den Sternen. Fakt ist allerdings, dass die Digitalisierung der Welt ungeahnte Perspektiven ermöglicht – vor allem, was die LGBTQIA+ Community angeht. Dieser Bereich ist noch massiv ausbaufähig. Die Zukunft gehört den Entwickler:innen und Unternehmen, die verstehen, welchen unerschlossenen Markt die queere Gesellschaft bietet, welche Vorteile sie aus dem Wissen und den Erfahrungswelten dieser riesigen Gruppe ziehen können und wie jeder einzelne von uns davon profitieren kann. Inklusivität muss aktiv gelebt werden. Was wir täglich wahrnehmen, sehen und fühlen, muss breiter aufgestellt werden. Mehr Offenheit gegenüber verschiedenen Individuen und Lebensweisen muss gefördert werden, und das kann nur geschehen, wenn man diese Gruppen ganz selbstverständlich inkludiert. Also rein ins Geschehen, ab in die VR.
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Editor
Britta Tess | @brittatess
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