EINE TOPOGRAFIE DER SEHNSUCHT IM BANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIEN
Mario Kiesenhofer lebt und arbeitet in Wien. Im Herbst/Winter 2023/24 präsentiert er seine allererste Einzelausstellung im geschichtsträchtigen Tresor des Bank Austria Kunstforum Wien. Seit geraumer Zeit steht die intensive Auseinandersetzung mit queeren Räumen und Communities sowie deren Streben nach Sichtbarkeit im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit. Dabei bedient sich Kiesenhofer geschickt der Medien Fotografie und Video. Mit seiner Kamera erforscht er soziale Szenen, Landschaften, Architekturen und virtuelle Umgebungen, die von queeren Gemeinschaften gestaltet und beansprucht werden, und formt sie zu einer Topografie der Sehnsucht.
In der bevorstehenden Ausstellung widmet sich Mario Kiesenhofer einer brandneuen fotografischen Porträtserie mit dem bezeichnenden Namen “Treasure”. Hier rückt der Künstler die pulsierende queere Rave- und elektronische Musikszene Osteuropas in den Fokus, insbesondere diejenige Warschaus. DJs, Tanzflächen, avantgardistische Drag-Performances, Club-Szenen und Raves fungieren als eindrucksvolle Bühnen einer lebendigen Widerstandsbewegung. Diese feiert nicht nur die legitimen Anliegen der LGBTQIA+ Gemeinschaft, die ebenfalls in Osteuropa von Bedeutung sind, sondern sie stellt auch eine vehement engagierte Stimme für Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt dar – Grundpfeiler einer aufgeklärten Demokratie.
In Kiesenhofers Aufnahmen, getränkt in lebendige Farben, spiegelt sich eine Partykultur wider, in der die Techno-Szene der 1990er-Jahre eine Renaissance erlebt und gleichzeitig einen äußerst widerständigen und politisch relevanten Standpunkt einnimmt. Der Club wird zu einem inklusiven Ort des Protests, die Tanzfläche zu einer Bühne für Queerness in einer Zeit, in der illiberale Politik zunehmend an Einfluss gewinnt.
Kiesenhofer nähert sich dieser Underground-Szene behutsam und schafft so Bilder, die Porträts und Detailaufnahmen mit kollektiver Energie, Ekstase und dem Geist der queeren Protestbewegung verschmelzen lassen. Aus diesem faszinierenden Spannungsfeld heraus entsteht für den Tresor ein Projekt, das den Ausstellungsraum in eine Schatzkammer der Queerness verwandelt.
CREDITS
TEXT
Julian Behrenbeck (he/him) | Instagram: @julianbehrenbeck
Photography
Mario Kiesenhofer (he/him) | Instagram: @mario_kies