Alle von uns kennen den Begriff Gaydar, der die Fähigkeit beschreibt, sagen zu können, ob eine Person homosexuell ist oder nicht. Sozusagen eine Art sechster Sinn. Meistens wird der Begriff nicht sonderlich ernst genommen und eher im Scherz verwendet.
Eine Studie am Department of Psychology an der Universität von Wisconsin-Madison hat sich mit dem Phänomen jedenfalls beschäftigt. Bei einem Experiment wurde einer Testgruppe erzählt, dass der Gaydar wissenschaftlich nachgewiesen wurde, einer anderen, dass es keinen Gaydar gibt – und einer dritten Kontrollgruppe wurde nichts erzählt.
Die Teilnehmenden mussten anschließend einschätzen, ob ein Mann schwul oder hetereo ist – nur anhand der Informationen von Social Media Plattformen. Die Likes waren also entscheidend. Es gab Männer zur Auswahl, die entweder Likes hatten, die schwulen (Mode, Shopping) oder hetereosexuellen (Sport, Autos) Stereotypen entsprachen. Außerdem gab’s einige, die “neutrale” Likes hatten, beispielsweise Filme oder Lesen.
Die Versuchsgruppe, die der Meinung war, dass der Gaydar wissenschaftlich nachgewiesen ist, stereotypisierten viel öfter als die beiden anderen Gruppen.
Das Fazit ist also, dass der Glaube an einen sogenannten Gaydar einfach nur Stereotype und Klischees verstärkt und reproduziert – diese aber nicht beim Namen nennt. So beurteilen wir Menschen nach Klischees, ohne uns einzugestehen, dass wir genau das tun. Unser Gaydar war’s schließlich.
Die Studie zeigt also, was wir theoretisch sowieso schon lange wissen: Man kann Menschen nicht einfach beurteilen, ohne sie zu kennen. Interessen, Aussehen, Verhalten und Mimik sagen nicht immer das aus, was uns unsere konstruierten und verinnerlichten Stereotype glauben lassen wollen. Die einzige Möglichkeit an bestimmte Informationen ranzukommen ist, die jeweilige Person zu fragen – und nicht irgendwelche erfundenen Sinne missbrauchen, um Menschen zu kategorisieren.