Schweißnasse Klamotten, den mindestens fünften Spritzer in der Hand und die Doc Martens längst nicht mehr schwarz, sondern staubgrau. Das FM4 Frequency Festival 2017 hat uns ordentlich eingeheizt und uns nach einem Tag heiser gemacht. Im Green Park in St. Pölten verbrachten wir dieses Jahr die besten 3 Tage des Sommers. Eine Zusammenfassung.
Tag 01
30°, die Sonne brennt auf uns herab, während wir uns zwischen die Menschenmenge soweit wie möglich nach vorne zur Space Stage drängen. Wir warten auf The Pretty Reckless. Eines unserer absoluten Must-See’s beim diesjährigen FM4 Frequency Festival. Spätestens als die blonde Mähne von Sängerin Taylor Momsen im langen Ledermantel über die Bühne fegt, können wir erahnen, was uns die nächsten 3 Tage erwarten wird: Wir springen, singen und gröhlen uns die Seele aus dem Leib, während Taylor einen idealen Festivalauftakt hinlegt.
Kurz verschnaufen. Drinks holen. Pissen gehen. Mehr Drinks holen.
Als nächstes stehen bei uns The Offspring auf dem Plan. Eine Band, die in meiner Jugend hier und da mal die Titelmusik für einige Momente beisteuerte. Wir sind also gespannt. Das Gelände hat sich mittlerweile beachtlich gefüllt und die Stimmung wird besser und besser und zunehmend wilder – genau nach unserem Geschmack. Wir stürzen uns in die Menge und lassen uns eine Stunde lang von den lauten Gitarrenriffs und der Stimme von Sänger Bryan Holland beschallen.
Kurz verschnaufen. Drinks holen. Pissen gehen. Mehr Drinks holen.
Mittlerweile vollkommen heiser geben wir am Abend nochmal alles und freuen uns auf den Hauptact des Abends: Billy Talent. Irgendwo zwischen 10. und 15. Reihe singen wir uns gemeinsam mit Sänger Benjamin Kowalewicz (Den wir dank seines Bartes zuerst gar nicht erkannt haben) zu Dauerbrennern, wie “Surrender” oder “Red Flag” die Seele aus dem Leib und ließen Tag 01 wild ausklingen.
Highlight des Tages: Aus vollem Herzen mitgröhlen bei Billy Talent.
Lowlight des Tages: Verspäteter Zug auf dem ersehnten Weg ins Bett.
Tag 02
Feucht-Fröhlich und noch angeschwipst vom Vortag gehen wir es gemütlich an: FIVA x JRBB bringen uns mit herausragenden deutschen Lyrics und poetischen Reimen wieder in Festivallaune. Da das Gelände um 15 Uhr noch recht leer ist, bleibt genug Platz zum Warmtanzen. Die Doc Martens machen mit.
Kurz verschnaufen. Drinks holen. Pissen gehen. Mehr Drinks holen.
Nachdem wir bis jetzt nur bei Indie-Acts unsere Tanzbeine geschwungen haben, steht uns jetzt die Laune nach Pop. Zum Glück bietet das Line-Up des Frequency Festivals Jahr für Jahr mehr Pop-Acts und wir steuern das erste Mal in Richtung Green Stage. Auf dem Programm steht: Clean Bandit. Eine Band von der ich dachte, nur einen Song zu kennen, die uns aber dann unerwarteter Weise knapp eine Stunde mit gefühlt einem Spotify-Hit nach dem anderen ordentlich Feuer unter unseren Hintern machte.
Kurz verschnaufen. Drinks holen. Pissen gehen. Mehr Drinks holen.
Nach so viel guter Laune war es Zeit, die Kiste mit den Gefühlen rauszuholen und tief einzutauchen in die zarte, zerbrechliche Welt der Sängerin Birdy. Hier blieb wirklich kaum ein Auge trocken und auch wir konnten den Emotionswasserfall kaum noch zurückhalten.
Kurz ausweinen. Drinks holen. Und die Stimmung wieder auf Vordermann bringen.
Nach veganen Burgern und leckeren Cocktails fanden wir uns dann beim Main-Act des Abends und zwischen tausenden Menschen wieder. Gerade als unsere Birdy-getränkte Stimmung wieder auf 180 war, schlugen Frequency-Dauerbrenner Placebo rockig-melancholische Töne an und sorgten für einen richtig geilen Festivalabschluss von Tag 02.
Schön wärs.
Gleich nach Placebo fand sich gefühlt das ganze Festival vor der Space Stage für Bilderbuch zusammen und auch wir bleiben noch 3 bis 4 Songs vor Ort und genossen die nächtliche Atmosphäre. Danach hielten wir dann noch bis knapp 2 Uhr morgens bei bebender elektronischer Mukke in der Halle nebenan durch.
Highlight des Tages: Birdy rührte uns mit jedem Song zu Tränen.
Lowlight des Tages: Verpasste Acts, wie z.B. Yung Hurn
Tag 03
Nicht schlapp machen. Einer geht noch. Leicht verkatert, aber immernoch in bester Laune fanden wir uns an Tag 03 als erstes bei Rapper Samy Deluxe wieder. Eine nette Abwechslung zwischen den ganzen Rockern und für mich – jemandem, der von Samy Deluxe eigentlich nur den Namen kennt – eine neue musikalische Erfahrung.
Und auch an Tag 03 dürfen die Drinks nicht fehlen. Spritzer-bewaffnet lauschten wir den Tönen und emotionalen Lyrics von den White Lies. Die Indie-Boys aus London bescherten uns gute Laune, bevor es für uns auf den Weg zur Green Stage ging.
Um 18:00 unter der absteigenden Abendsonne betrat die Berliner Chaostruppe Jennifer Rostock die Bühne. Neben ordentlich Konfetti, einer Schaummaschine und sämtlichen Hits der Band sorgte Frontfrau Jennifer Weist für notwendige politische und wichtige Statements zwischendurch, schwenkte zum Song “Ein Schmerz und eine Kehle” die Regenbogenfahne und feierte mit dem gesamten Publikum eine ausgelassene Party. Nach mehreren Moshpits bei Jennifer Rostock vertrieben wir uns bei der Band Kraftklub mit “Sex auf Deutsch” eher hinten die Zeit, bevor wir uns danach wieder in Richtung Space Stage begaben.
Dort traten die wunderbaren Mumford & Sons am Abend auf und erhellten die finstere Nacht mit ihren emotionalen Folk-Balladen, Rock-Hymnen und etlichen Lichtern in ein gefühlvolles und leuchtendes letztes Konzerterlebnis.
Highlight des Tages: Jennifer Rostock, die mit ihrer Musik politische Statements setzen und die Regenbogenfahne schwingen. Gänsehautmoment des Tages.
Lowlight des Tages: Zu viele Stagediver.
3 TAGE FM4 FREQUENCY FESTIVAL IN SNAPS
Text Julian Behrenbeck & Michael Haller
Polaroids Julian Behrenbeck
Headerbild Heimo Spindler