Diese Jahr findet vom 01.-04.03 zum ersten Mal in Wien das Porn Film Festival Vienna statt. Nachdem es schon im Vorjahr beim Transition Queer Film Festival eine Kooperation mit dem Berliner Porn Film Festival gab, wird das Event nun endgültig in die österreichische Hauptstadt geholt. Wir haben uns mit den Veranstalter*innen und Kurator*innen des Festivals zusammengesetzt, um zu erfahren, was wir von dem außergewöhnlichen Festival erwarten können:
Wie kam die Idee zu einem Festival, dass sich mit dem Thema Porno befasst?
Yavuz: Bereits in den vergangenen Jahren gab es beim Transition Filmfestival eine Kooperation mit dem Porn Film Festival Berlin, in dessen Rahmen jedes Jahr ein ausgewähltes Kurzfilmprogramm gezeigt wurde. Da diese Programme immer sehr gut angekommen sind hatte ich die Idee, ein eigenes Porn Film Festival zu veranstalten.
Was sind Eure eigenen Erfahrungen mit Pornos? Wie haben sie Euch beeinflusst?
Jasmin: Natürlich kennen wir diese auch als Konsumenten – ich beschäftige mich schon lange künstlerisch mit der Thematik, Pornografie ist mittlerweile Teil unserer Gesellschaft und die Art und Weise des Konsums beeinflusst uns alle. Es ist auf jeden Fall gut, sich kritisch mit der Thematik auseinanderzusetzen, aber auch beim Festival aufzuzeigen, dass sich das Genre definitiv weiterbewegt hat.
Was ist für Euch die Definition von Porno? Schlichtweg Sex vor der Kamera, oder gehört da mehr dazu? Sind dann Sexszenen in Hollywood-Filmen auch schon Porno?
Yavuz: Unsere persönliche Definition soll gar keine so große Rolle spielen. Genau aus diesem Grund steht das diesjährige Festival auch unter der Frage “What is porn?”. Wir wollen niemandem vorschreiben, was Porno ist, sondern eine offene Diskussion darüber starten. Deshalb ist das Festivalprogramm auch sehr unterschiedlich gestaltet und nicht immer nur expliziter Porno. Wir zeigen ja Dokumentationen, Spielfilme, Animationen und natürlich explizite Kurzfilmprogramme.
Welche Kriterien muss ein Film erfüllen, damit er bei Euch ins Programm aufgenommen wird?
Jasmin: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Die Einreichungen waren ein Pool, aus dem wir schöpfen konnten. Darüber hinaus schaut man sich natürlich um, recherchiert und fragt auch neue Werke internationaler Produktionen an. Aus dem entsteht letztlich eine bunte Mischung an Gezeigtem, es finden sich rote Fäden im Programm und die Diversität entfaltet sich.
Was wollt ihr mit Eurem Pornfilm Festival bewirken?
Jasmin: Wir wollen mit dem Festival den Raum für Diskussionen öffnen. Außerdem möchten wir die Heteronormativität der Mainstream-Pornoindustrie aufbrechen, welche zumal ja meist für den männlichen Blick geschaffen ist. Prinzipiell decken wir in unserem Festival unter anderem feministische Sichtweisen, zeigen auch queerfreundliche Produktionen, aber durchaus auch straight porn. Ein weiterer Punkt des Programmes wird auch noch einen Blick in die Historie von Österreich und der Pornografie werfen. Wir wollen aber auch zeigen wie weit sich das Genre mittlerweile entwickelt hat und was alles möglich ist, z.B. Virtual Reality.
Glaubt ihr, dass Pornokonsum noch immer ein Tabuthema in unserer Gesellschaft ist? Wenn ja, warum?
Jasmin: Ich denke schon, gerade bei so einem sehr emotional aufgeladenen Thema gibt es immer noch viele Vorurteile und Berührungsängste. Im Zuge unserer Teaser Night waren wir in Wien unterwegs und haben Interviews mit Personen auf der Straße zu deren persönlichem Pornoverhalten geführt. Es war den meisten Personen sichtlich unangenehm auf diese Fragen zu antworten, weil solche Fragen eben einfach nicht gestellt werden. Genau deshalb ist es auch noch immer ein Tabuthema – niemand redet darüber und oftmals wird dem Ganzen ein Schmuddelimage angehaftet.
Gibt es neben Filmvorführungen auch Talks, oder Podiumsdiskussionen?
Jasmin: Ja, es wird auch kritische Ansätze geben durch diverse Podiumsdiskussionen, politisch geprägte Kurzfilmreihen und Dokumentationen. Wir wollen mit dem Publikum gemeinsam einen Raum schaffen, der nicht nur Filme zeigt, sondern auch offen ist für Diskussionen und Kritik.
Was können wir uns von der Partykooperation bei Männer im Rotlicht erwarten?
Yavuz: Spaß! Wir haben eine Menge zu feiern und wollen auch das Partyleben nicht zu kurz kommen lassen und freuen uns alle, miteinander zu feiern – in einem schönen Setting und toller Musik.
Interview: Steven Meyer