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Filmkritik JUDY: So überzeugt uns Gay-Icon Judy Garland noch immer

Über die mit Verzicht, Drogenabhängigkeit, vier gescheiterte Ehen und finanziellem Ruin gepflasterte Yellow Brick Road ihres Lebens ist Judy Garland 1969 am Ende des Regenbogens angekommen. Hier, im letzten Jahr ihrer durch schwindelnde Höhen und noch tiefere Abgründe geprägte emotionalen Achterbahnfahrt, setzt JUDY ein. Mit Garland, einem zu jenem Zeitpunkt seelischen und finanziellen Wrack, zeigte das Studiosystem – ein von Beginn der 1920er bis Ende der 1950er herrschendes modernes Sklaventum, welches den Studios durch Knebelverträge die totale Verfügungsgewalt über Schauspieler einräumte – seine wohl hässlichste und menschenverachtendste Fratze: Um sie für die langen Drehtage fit zu halten, wurden ihr Aufputschmittel gegeben, zum Schlafen verabreichte man ihr Barbiturate.

“I believe in the idea of the rainbow. And I’ve spent my entire life trying to get over it“ – Judy Garland.

 

JUDY – angeschlagen, nicht angezählt

 

Renée Zellweger spielt die Fragilität und Zerrissenheit der wohl bemitleidenswertesten Persönlichkeit der Filmgeschichte mit bewundernswerter Hingabe: Von fahrigen, unsicheren Blicken voller Selbstzweifel bis zu allen Widrigkeiten trotzendem Lebenswillen spielt sie nuanciert alle Stücke auf der emotionalen Klaviatur und haucht damit ihrer komplexen Figur selbst noch im Verfall Glamour ein. Wie die meisten Biopics geradlinig, und etwas uninspiriert inszeniert, lebt JUDY voll und ganz von ihrer Hauptdarstellerin, die, den ersten Zenit ihres Ruhms ebenfalls schon hinter sich, die zweifellos beste Leistung ihrer Karriere abliefert. Mit eigener Stimme singed, macht Zellweger zudem erst gar nicht den Fehler, das unerreichbare Vorbild gesanglich zu imitieren, sondern liefert mit jedem einzelnen Song ihre eigene, sehr persönliche Interpretation, die in ihrer Intensität im abschließenden „Somewhere Over The Rainbow” ihren emotionalen Höhepunkt findet.

 

Trailer

 

 

JUDY entlässt uns in Gedanken an eine starke, unbeugsame Frau, die, obwohl schwerst angeschlagen, niemals den Kampf für ein selbstbestimmtes Leben in Würde und die Suche nach Liebe aufgab und damit nicht zuletzt zu einer Ikone der aufkommenden Schwulenbewegung wurde. Er schließt mit den Worten des Autors von WIZARD OF OZ, Frank Baum: “A heart is not judged by how much you love; but by how much you are loved by others.

 

Autor Peter Sodoma
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