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Ich spaziere gewohnt schnellen Schrittes am Morgen die MaHü entlang. Bis ich es wieder sehe: Das überverliebte Paar. An der Hüfte zusammengewachsen teilen sie sich ein Eis (Wer macht sowas?) und drosseln mein zugegeben rapides Gehtempo durch ihren verliebten Schildkrötengang. Ihr Sonnenschein ist viel zu hell und zu früh für meine zerkratzte Ray-Ban. Und dann am Abend noch das Salz in die Wunde von meiner Großtante: “Warum bist du eigentlich noch Single?” Man sagt immer, dass es eigentlich keine blöden Fragen gibt. Aber ganz ehrlich, diese kratzt schon ordentlich am Nerv-Baum!
Wie darf ich diese Frage eigentlich verstehen? Ist es als Kompliment gemeint? So nach dem Motto: “Ein junger attraktiver Kerl wie du sollte doch schon längst bis zur Bewegungsunfähigkeit gebunden sein.” Die Frage kann aber noch viel weiter gefasst werden: “Wie kann es sein, dass ein Mensch sich selbst grundsätzlich ertragen kann, wenn er am Abend alleine einschlafen muss?” Ist es tatsächlich so unfassbar, dass ich soweit mit mir selbst beschäftigt bin, dass ich keine weiteren potenziellen Problemherde auf zwei Beinen benötige? In meinem imaginären Dialog antwortet mein Gesprächspartner dann: “Hättest du jemanden an deiner Seite, müsstest du dich nicht dauernd mit dir selbst beschäftigen.”
FRAGE: “Warum bist du eigentlich noch Single?”
Konfrontiert mit schwer verdaulicher Frauenzeitschrifts-Psychologie gebe ich dann meistens klein bei: “Ich habe einfach noch nicht den Richtigen gefunden.” Dabei gäbe es noch viel bessere Antworten, die mir in diesen Momenten natürlich alle nicht einfallen wollen. Dafür jetzt. Hier sind die drei, meiner Meinung nach, besten Reaktionen:
ANTWORT 1: “Weil jede Liebe eine Halbwertszeit hat!”
Das erste Mal ist aufregend und spannend und das Gefühl frisch verliebt zu sein, ist sowieso das härteste Legal High überhaupt. Jeder, der behauptet, dass sich der tausendste Kuss noch genauso intensiv anfühlt wie der erste, lügt aus Selbstschutz! Nichts ist so spannend wie das Neue. Will ich das wirklich aufgeben für ein Leben in Routine und Stagnation? Ich denke nicht!
ANTWORT 2: “Ich kann machen was ich will, ohne mich vor einem Partner rechtfertigen zu müssen.”
Ich könnte schon morgen nach Bali fliegen. Okay, im Moment vielleicht etwas schwierig, aber das hier sind Fantasie-Szenarien ohne Anspruch auf Realitätstreue. Aber: Ich könnte ganz einfach meinen Körper ekelhaft sein lassen und mich all der aufgestauten Winde friedlich entledigen, ohne dass ich mich dafür entschuldigen oder rechtfertigen müsste. Freiheit at its best!
ANTWORT 3: “I Don’t Need A Man!”
Yeah, you go girl! Die Pussycat Dolls gaben vor einigen Jahren eigentlich schon die perfekte Antwort vor: Ich bin kein halber Kreis, der auf seine zweite (oder schlimmer: bessere) Hälfte wartet. Ich bin ein ganzer Kreis und würde mir das theoretisch auch von meinem Partner erwarten. Es ist genau diese Einstellung, die den Unterschied macht zwischen Verzweifeln und Genießen. Das Alleinsein ist keine Krankheit, die es unbedingt zu beseitigen gilt. Jeder Mensch verträgt ein unterschiedliches Maß an Nähe und Distanz. Deal with it!
Wenn du also das nächste Mal an deinem Single-Status verzweifelst, besinne dich auf das zurück, was wirklich zählt: Self Love! Der Topf kocht genauso ohne Deckel. Also stress dich nicht und genieß die Realität, nicht die Fantasie. Und auf doofe Fragen gibt es zum Glück viele Knock-Out-Antworten!
Text Christoph Huber
Header Natashia Shukla / Unsplash