Die Stimme – unglaublich lässig, fast gelangweilt. Der Beat – staubtrocken, funky. Dazu Lyrics, die das Gegenteil von staubtrocken und lässig-gelangweilt sind, sondern auf entwaffnend ehrliche Weise eine biografische Erfahrung verarbeiten. BECKS‘ autobiografische Erfahrung: “Was ist so falsch dran, dass ich ‘ne Frau liebe anstatt ‘nen Mann”, macht die 23-Jährige in ihrer Debüt-Single “Chemie” ihre Liebe zum Thema – und trifft dabei den Zahn der Zeit.
Wie vielen Menschen sie damit aus der Seele singt, zeigen die Reaktionen im Netz: Anfang 2021 lud BECKS ihr erstes Snippet zu “Chemie” in ihrem TikTok-Kanal hoch und ging mit über 9.000 Creations viral. Am 1. Oktobere wurde der Song nun bei Warner Music Germany veröffentlicht, womit BECKS zugleich ihr offizielles Debüt als Singer-Songwriterin gibt.
BECKS, die auf TikTok durch ihre Acting- und Lipsync- Performances große Popularität erlangt hat, vereint nach anderthalb Jahren auf der Plattform knapp 350.000 Follower hinter sich und gehört zu den bekanntesten LGBTQIA+ Persönlichkeiten der Gen-Z. Auch der deutsche Produzent BLVTH (Kummer, Casper, Marteria) wurde auf BECKS aufmerksam und hat mit ihr gemeinsam ihren Sound entwickelt und vervollständigt. Er ist low-key und cool, was einerseits zu BECKS‘ Attitüde passt, andererseits viel Raum für ihre umso ausdrucksstärkeren Texte lässt:
“Was für ‘ne Phase, Mann, wie kommst du auf diese Idee
Dieses Denken ist nichts anderes als reines Klischee
Jahrelang gedacht, ich bin hier das Problem
dabei bist du der größte Fehler im System”
Auszug aus BECKS Debüt-Single “Chemie”
In den Lyrics von “Chemie” schildert BECKS ihren teils schmerzhaften Weg der Selbstfindung. “Bevor ich geoutet war – vor etwa zwei Jahren war das –, wusste ich nie genau: wieso, weshalb, warum?”, berichtet sie. “Warum ich? Warum fühle ich mich zu Frauen hinzugezogen und nicht wer anderes? Ich habe für mich selber sehr darunter gelitten, was viel damit zu tun hat, dass ich in einer Kleinstadt aufgewachsen bin, wo jeder über jeden redet.”
Inzwischen ist BECKS aus besagter Kleinstadt bei Köln nach Berlin umgezogen, wo sie sich rundum akzeptiert fühlt. Und auch ansonsten ist sie ganz bei sich angekommen: “Es interessiert mich nicht mehr, was andere denken. Ich probiere jeden Tag etwas Neues aus, auch mit meinem Aussehen. Ich habe ja eigentlich kurze Haare und ziehe mich meistens maskulin an, einfach weil es mir gefällt. Manchmal habe ich aber auch Tage, da ziehe ich mir eine Perücke und ein Kleid an”, so BECKS. “Ich bin so, wie ich bin. Daran kann ich nichts ändern und ich finde es wichtig, dass jede:r das so leben kann.” Es sind Äußerungen wie diese, die BECKS zu einer Vorreiterin für die Themen Gender Identity, LGBTQ+ und queere Selbstbestimmtheit machen. Sie ist ein Sprachrohr für ihre Generation, die mit Optimismus die Themen in die Welt trägt.
“Chemie” ist ein erster Einblick in BECKS‘ Universum.
Nicht mehr, aber auch keinen Deut weniger.
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