Morgens in der Bahn: Nur mürrische Gesichter, viele verbitterte Blicke, kaum Gespräche. Im Büro: Angespannte Kollegen, Hektik, vielleicht auch ein rauer Umgangston. Auf dem Heimweg: Müde Gesichter, frustrierte Menschen, Stress-Nachwirkungen. Ich habe festgestellt: Wir lächeln zu wenig. Zur Zeit – und auch eigentlich schon immer – passieren so viele furchtbare, grausame Dinge auf dieser Welt: Viele Menschen erleben so viel Leid, spüren so viel Hass und Ablehnung.
Lasst uns gerade jetzt einfach öfter lächeln. Menschen, denen wir auf der Straße begegnen, aufrichtig in die Augen statt aufs eigene Smartphone schauen und einfach nur lächeln. Ein Lächeln ist wirklich nicht so schwer und tut auch eigentlich nicht weh.
Ich habe das ausprobiert. Und man muss dazu sagen: Ich muss mir oft anhören, dass ich am RBF-Syndrom, dem Resting Bitch Face, leide – sprich: mein neutraler Gesichtsausdruck sieht schon relativ genervt und schlecht gelaunt aus, auch wenn das nicht immer meiner aktuellen Gefühlslage entspricht. Ich werde daher oft für eingebildet oder hochnäsig gehalten, bin aber eher schüchtern und zurückhaltend. Danke, liebe Gene.
Zurück zum Wesentlichen: Ich habe mir einen Tag lang vorgenommen, ausschließlich zu lächeln, wenn ich anderen Leuten begegne – egal ob bekannt oder unbekannt. Und natürlich ehrlich lächeln, nicht aufgesetzt und künstlich. Kann man übrigens daran erkennen, dass ein ernstgemeintes freundliches Lächeln in der Regel 0,5 – 4 Sekunden dauert, ein falsches jedoch meist viel länger.
Ich laufe also durch die Straßen und lächle Passanten wahllos an, was auf den ein oder anderen sicher befremdlich gewirkt haben mag. Und auch auf Arbeit gehen dir Mundwinkel zunächst immer erstmal nach oben. Und abends beim Bier in der Bar sowieso. Und – Achtung, Clickbaiting! – Was dann passierte ist unglaublich: Die meisten haben zurückgelächelt, einige erst irritiert, dann erfreut. Macht es nach, probiert es auch aus. Mein Eindruck ist, dass ich viel lockerer und fast stressfreier durch den ganzen Tag gelaufen bin. Kein Wunder: Echtes Lachen regt den Kreislauf an, kann den Blutdruck senken und Glückshormone freisetzen.
Damit soll nicht gesagt sein, dass man in Anbetracht von Unglück nicht weinen oder trauern soll. Natürlich soll man das, muss man sogar. Aber Lächeln spendet oft Hoffnung, wo sie anderen manchmal fehlt. Probiert es aus – Mundwinkel hoch!