Montagabend erstmal ein Feierabendbier, immerhin haben wir den ersten Arbeitstag dieser Woche erfolgreich hinter uns gebracht. Dienstag dann abends ein Date beim Italiener, ohne Rotwein wär’s ja nicht authentisch … Am Mittwoch dann das Konzert, dazu ein Flaschenbier für’s Feeling. Donnerstag dann kochen mit der WG, dazu ein Gläschen Weißwein. Und dann ist ja Wochenende: Freitag in der Bar mit den Jungs versacken, die Drinks zählen wir lieber nicht mit. Und Samstag dann im Club, vorher Vorglühen. Sonntag dann verkatert abends ein Konter-Bier beim Lieferdienst mitbestellen. Und zack, schon ist wieder Montag.
Machen wir uns nichts vor: Wir trinken nicht gerade wenig. Hier ein Bier, da ein Wein – zwischendurch, zur Belohnung, in Gesellschaft, manchmal allein. Gründe zum Trinken finden wir überall: Wir haben etwas erreicht, wir haben etwas nicht erreicht, es gibt einen Grund zum Feiern, wir haben Frust … Gesund ist das aber nicht.
Aus diesem Grund hat die französische Suchhilfeorganisation „Addict Aide“ eine sehr außergewöhnliche, aber wirkungsvolle Aktion gestartet, welche Alltagsalkoholismus zum Thema hat: Vor einigen Wochen entstand der Account von Louise Delage auf Instagram. Louise ist eine 25-jährige Frau aus Paris, die Fotos von sich auf Reisen und mit ihren Freunden postet. Ihr Instagram-Profil sieht aus wie aus einem Influencer-Leitfaden: Stimmungsvolle, gut inszenierte Fotos, auf denen sie sich gekonnt in Szene setzt. Mit Erfolg: Binnen kürzester Zeit hat sie sich eine Fanbase von aktuell 47.500 Abonnenten geschaffen, die sich für Louise und ihr Leben interessieren – so weit, so normal. Doch Louise ist nicht normal. Schauen wir uns ihren Feed doch mal genauer an: Was fällt auf?
Auf jedem ihrer Bilder ist Alkohol zu sehen: Hier ein Cocktail, da ein Bier, ein Sekt, ein Wein. Mal bewusst im Vordergrund, z. B. beim Anstoßen, mal unauffällig im Hintergrund. Ihre Follower scheint das nicht zu stören oder zu interessieren.
Bis dann vor knapp einer Woche dieses Video auftauchte:
Louise ist nicht echt. Louise ist eine fiktive Person mittels der die Organisation auf Alkoholabhängigkeit aufmerksam machen möchte.
„It’s easy to miss the addiction of someone close“, heißt es in dem Video.
Eine Aktion, die zum Nachdenken anregen sollte: Studien zeigen, dass …
… Jugendliche in Deutschland mit 16 Jahren ihren ersten Alkoholrausch erleben.
… dass der Durchschnitts-Deutsche 137,2 Liter alkoholische Getränke im Jahr trinkt.
… dass 2.600.000 Kinder und Jugendliche in Familien mit min. einem alkohlkranken Elternteil aufwächst.
… dass 1.770.000 Alkoholabhängig in Deutschland leben.
Quelle: Kenn Dein Limit