Was haben Dr. House, Riverdale und Supernatural gemeinsam? Sie alle bedienen sich am Queerbaiting. Wir suchen verzweifelt nach einer Repräsentation queerer Charaktere im TV, aber was wir finden, ist nur eine lahme Idee davon. Jedes Mal, wenn wir uns denken „jetzt aber!” und gespannt auf den Kuss unserer Lieblings-Protagonisten warten, passiert… eben nichts. Und genau das ist das Phänomen, das wir als Queerbaiting bezeichnen.
THE BACKGROUND
Die GLAAD-Statistik über das Fernsehjahr 2016-2017 zeigt auf, dass von 895 Serien-Charakteren nur 43, also 4,8% queere Rollen darstellen. Klingt wenig? Tatsächlich ist das die höchste Zahl, die bisher an queeren Charakteren aufgezeichnet wurden. Und das, obwohl neun Millionen Amerikaner Teil der LGBQTIA+ Community sind. Doch queere Rollen im TV heißen noch lange nicht, dass sie von tatsächlich queeren Schauspielern gespielt werden. Trotzdem Repräsentation? Kann durchgehen, gilt offiziell aber nicht als Queerbaiting. Genauso übrigens wie „Bury your Gays”: Ein weiteres Fernseh-Phänomen, in dem schwule und lesbische Charaktere in einer Soryline der Dramaturgie wegen sterben müssen. Der Unterschied zu Queerbaiting ist der, dass dabei queere Romanzen angeteasert werden, es aber niemals wirklich dazu kommt. Es wird emotionale Nähe gezeigt, die weit über das freundschaftliche Verhältnis hinausgeht und gerade genug Queerness zeigt, um die LGBQTIA+ Community anzulocken, aber nicht genug, um das Bedürfnis nach Repräsentation zu erfüllen.
HOW YOUR FAVOURITE SHOW QUEERBAITS YOU
Bestes Beispel dafür: Beronica aus Riverdale. Vor der ersten Pilot-Folge wurde während der Promo-Phase immer wieder eine bestimmte Szene gezeigt: Ein dramatische Kuss zwischen Veronica und Betty. Was zwischen den beiden weiter passiert? Sie führen straighte Relationships und zwischen ihnen passiert niemals mehr. Auch bei Supernatural, der Serie, in der die Brüder Sam und Dean Monster jagen, entwickelt sich eine besondere Dynamik zwischen Dean und Castiel. Castiel, von den Drehbuchautoren emotional verschlossen geschrieben, opfert sich immer wieder für Dean und macht dank ihm eine völlige gefühlsträchtige Wandlung durch. Natürlich passiert auch zwischen ihnen nichts , man will das cis-hetero Publikum ja nicht verschrecken.
Apropos erschreckend: Auffällig viele Serien springen nun auf den Zug des Queerbaitings auf, sei es Rizzoli and Isles, die sich überraschend oft im Bett räkeln aber doch immer in Hetero-Beziehungen enden, oder James Wilson, der Dr. House’s weichen Kern unter einer harten Schale zum Vorschein bringt, die er dann aber doch lieber Frauen unter der Bettdecke präsentiert. OC-Fans aufgepasst, denn von Melissa Coopers heißen Blicken an Alex Kelly bleibt nur heiße Luft übrig. Auch Sherlocks und Watsons vielversprechende Freundschaft ist schlussendlich nur eine verschrobene TV-Bromance.
TELEVISION NEEDS TO DO BETTER… AND SOMETIMES IT DOES
Durch diese falschen Darstellungsformen von queeren Charakteren im TV übernehmen viele (Straights) bestimmte Klischees wie „The gay best friend” (als Accessoire der cis-hetero-Frau) und eine allgemeine Fetischisierung von LGBTQIA+ Personen wird dadurch aufrecht erhalten. Allerdings gibt es nicht nur negative Darstellungen: Bei einigen Serien funktioniert die Repräsentation der LGBTQIA+ Community, ohne stereotypenhaft zu wirken und erzählt wahrheitsgetreue queere Geschichten. So ist zum Beispiel die Darstellung von Gays in Orange Is The New Black, Glee oder Grey’s Anatomy hervorzuheben, in denen queere Storys nicht nur nebenbei erzählt werden. Was bleibt, ist aber ein Gedanke: Wir wollen endlich eine angemessene Repräsentation der LGBQTIA+ Community, nicht nur aus Marketingzwecken!
Text: Iris Poltsch