Am Mittwochabend schoss ein 19-Jähriger in der Altstadt Bratislavas vor der beliebten LGBTQIA+ Bar Tepláreň auf Gäst:innen. Zwei Männer waren auf der Stelle tot, eine weitere Kundin wurde verletzt. Der Attentäter, ein Rechtsextremist, wurde am Donnerstagmorgen von der Polizei ebenfalls tot aufgefunden.
+++ UPDATE: 13:55 Uhr +++
Auch über die Opfer kommen langsam Informationen heraus. Beide sind unter 30 Jahre alt. Einer von ihnen ist Matúš Horváth, Student der Philosophischen Fakultät, wie die Universität Bratislava bekannt gab. Sie wird ab sofort ein öffentliches Kondolenzbesuch auslegen.
+++ UPDATE: 13:04 Uhr +++
Was über den Attentäter bekannt ist: der Mörder ist wohl der 19-jährige Juraj K. Die Tatwaffe stammt, wie die slowakische Tageszeitung Pravda unter Berufung auf einen Sicherheitsexperten berichtet, von seinem Vater, der in der Vergangenheit als Kandidat für eine rechtsextreme Kleinstpartei auftrat. Juraj K. hinterließ ein 65-seitiges “Manifest”, in dem er dem Judentum und der LGBTQIA+ Community die Schuld für alles Übel der Welt gibt. Er leugnet darin nicht nur den Holocaust sondern fordert denselben und formulierte zahlreiche Anschlagsziele. Vor seinem Anschlag auf die Tepláreň-Bar plante er wohl auch einen Angriff auf eine jüdisch-orthodoxe Einrichtung. Nach seiner Tat setze er auf der Flucht einen Tweet ab, in dem er jede Reue von sich weist – versehen mit den Hashtags #gaybar und #hatecrime.
+++ UPDATE: 12:34 Uhr +++
Auch die Präsidentin der Slowakei, Zuzana Čaputová, äußerte sich zum Anschlag: “Aus Worten können Waffen werden. Hass tötet. Als Politiker:innen müssen wir jedes Wort, das wir sagen, abwägen”. Auch der slowakische Vize-Präsident des Europaparlaments, Michal Šimečka, drückte sein Beileid aus.
My thoughts are with the family & friends of the victims of yesterday’s horrific attack in Bratislava & everyone in the #LGBTIQ+ community affected by it.
— Zuzana Čaputová (@ZuzanaCaputova) October 13, 2022
Words can become weapons. Hate kills. As politicians, we must weigh every word we say before it’s too late.
📷 tasr pic.twitter.com/TuFtdAXC9l
+++ UPDATE: 11:46 Uhr +++
Der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger verurteilte das Attentat. In einem Statement ließ er festhalten, dass keine Form von Extremismus erlaubt sei und dass es “inakzeptabel” sei, dass “irgendjemand um das Leben fürchten muss, nur aufgrund der Weise wie man lebt”. Heger gehört der konservativen Protestpartei OL’aNO an und ist seit 2021 Chef einer Koalition mit der slowakischen Schwesterpartei der FPÖ, Sme rodina, die als rechtspopulistisch und queerfeindlich eingestuft wird.
Die Gäst:innen der Queeren Bar wurden gezielt ausgewählt.
Direkt unterhalb der Burg in der Zámocká 30 ist eine der beliebtesten Queer Bars Bratislavas gelegen: das Tepláreň. Geht man auf die Facebookseite des Lokals kann man seit den frühen Morgenstunden “Der Schmerz ist unerträglich” lesen, das Profilbild ist schwarz eingefärbt. Kurz nach 19:00 Uhr schoss ein Mann hier auf Passant:innen, die gerade aus der Bar traten – wie mehrere slowakische Medien berichten. Laut Zeug:innen soll der Täter mit einem Laservisier eine halbe Stunde lang auf seine Opfer gewartet haben – ein gezieltes Attentat. Die Nationale Kriminalpolizei NAKA, die das Verbrechen untersucht, kann einen querfeindlichen Hintergrund nicht ausschließen. Der Angreifer erschoss zwei Männer und verletzte eine Kellnerin schwer. Sie wurde mit einer Schusswunde im Bein in ein Spital gebracht.
Der Täter ist ein mutmaßlicher Rechtsextremist.
Der Angreifer floh nach Angaben der Polizei unmittelbar nach seiner Tat. Die Polizei setze ein Großaufgebot an Personal, Hundeführer:innen, Hubschraubern und Booten ein, um den Täter ausfindig zu machen. Am Donnerstagmorgen kam dann die Entwarnung: die Polizei hat den Attentäter tot aufgefunden. Nähere Angaben machte sie hierbei jedoch nicht, weitere Informationen würden folgen. Zuvor wurde bekannt, dass der Täter zum rechtsextremen Spektrum gehört und ein antisemitisches und queerphobes Manifest in den Sozialen Medien teilte, indem er beiden Bevölkerungsgruppen die Schuld an den Problemen der Welt gab.
Header: Nelson Perez via Wikimedia Commons