Weihnachten, ein Fest der Liebe. Ein Zusammenkommen der Verwandtschaft, von der lieben Oma bis Großtante Heidi, bei der man nicht mal weiß, inwiefern sie nochmal mit einem verwandt ist. Jung und Alt kommen zusammen, das kann dann auch mal zu verschiedenen, nennen wir es mal Meinungsverschiedenheiten, führen. Hierfür ein Guide von uns um durch die Weihnachtsfeiertage zu kommen.
„Schwul zu sein ist gegen die Natur“
Antwort:
Glitter ist auch gegen die Natur und jeder liebt es.
Menschliches Verhalten ist nur deshalb menschlich und lebenswert, weil es dauernd gegen die Natur handelt. Der hier verwendete Naturbegriff kommt – natürlich meist unbewusst – aus dem mittelalterlichen Naturrechtsdenken. Dieses wurde früher beispielsweise zur Rechtfertigung von Sklaverei oder zur Benachteiligung der Frau eingesetzt. Hier hieß es dann: „Das Wahlrecht für Frauen ist gegen die Natur!“ Heute würde niemand ernsthaft so etwas behaupten. Betrachtet man den Naturbegriff aus biologischer Sicht, dann ist auch klar, dass Homosexualität unter zahlreichen Tieren vorkommt, aber das hat ja Nichts mit Natur zu tun. Abgesehen davon greift der Mensch ständig in die Natur ein, sonst würden wir ja auch noch in Höhlen leben und unser Essen jagen.
„Homo-Sex ist sinnlos, da man keinen Nachwuchs erzeugen kann“
Antwort:
Wenn man Sexualität dem Aspekt der Fortpflanzung sieht, dann mag es vielleicht sinnlos wirken, aber ihr hattet ja bisher nur Sex um euch fortzupflanzen, oder?
Betrachtet man die menschliche Sexualität nur unter der Prämisse der Fortpflanzung dann müsste man so ziemlich jeden Menschen verurteilen der jemals Verhütet hat. Menschliche Sexualität darf nicht als reiner Akt der Fortpflanzung gesehen werden. Sie ist ein Akt der Freiheit.
„Homosexualität bedroht die traditionelle Familie und Ehe“
Antwort:
Vielleicht sinkt durch die Einführung der Homoehe die Scheidungsrate ja endlich.
Die Angst davor, lässt auf den Verlust – im Gegensatz zu Homosexuellen Menschen – des Glaubens an Ehe und Familie schließen. Das Ehe und Familie in der heutigen Gesellschaft noch immer eine sehr hohe Bedeutung haben lässt sich nicht bestreiten. Gerade Menschen, die diese Überzeugung teilen, müssten es aber gut finden, dass homosexuelle Paare diese Lebensmodelle auch in ihrem eigenen Leben umsetzen wollen.
„Schwul zu sein wird in allen „heiligen Schriften” der großen Religionen verboten (Thora, Bibel, Koran)“
Antwort:
Kinderlosigkeit war auch die größte Strafe Gottes für eine Frau, aber heutzutage weiß man ja, dass es sich um keine, wie in den Schriften geschriebene Strafe Gottes handelt, oder?
Das Verbot der Homosexualität stammt aus der Thora und ist von dort in die Bibel und den Koran übergegangen. Dort steht es im Zusammenhang mit anderen Ge- und Verboten wie beispielsweise das Essen von Muscheln und Austern, Schweinefleisch oder das Tragen von Kleidung aus Mischgewebe. Weigert man sich der Anerkennung der Wissenschaft und argumentiert man mit heiligen Schriften die vor mehreren tausend Jahren geschrieben wurden, dann muss man sich auch mit der Frage auseinandersetzen ob sich Menschen, die mit den heiligen Schriften argumentieren sich auch an andere oben genannte Ge- und Verbote halten und sich öffentlich dafür genauso stark machen.
Wenn dir diese Argumente auch nicht helfen, dann hilft es wohl nur mehr sich mit Keksen vollzustopfen und deinen homophoben Verwandten als Strafe den ganzen Eierpunsch wegzutrinken.
Text: Philipp Fessler