Zeitgeist

Queer History #5: Die wilden 80er!

Popkultur ist ein Spiegel ihrer Zeit. Lieder aus den Siebziger Jahren setzen uns Blumenkränze und Sonnenbrillen mit kleinen runden Gläsern auf und Fotos aus den Fünfzigern lassen uns wünschen, wir hätten die Klasse von Audrey Hepburn und die Coolness von James Dean. Ähnlich verhält es sich mit Filmen: Sie stellen die Themen dar, die die Menschheit gerade bewegenIn unserer Reihe Queer History geben wir euch Einblick in das Leben von queeren Leuten zu anderen Zeiten.

In den 1980er Jahren war es AIDS, das die Welt erschütterte. Die Immunkrankheit, die zuerst abwertend als „Homosexuellen-Seuche“ bezeichnet wurde, breitete sich rasant aus und viele Menschen lebten aufgrund der Ratlosigkeit der Ärzt*innen in Angst. Erst Mitte der Neunziger Jahre wurde ein wirklich wirkungsvolles Mittel gegen den HI-Virus entdeckt: Durch die Kombination mehrerer besserer Medikamente können Infizierte ein nahezu normales Leben führen.

Doch die großen Produzent*innen in Hollywood weigerten sich lange, Filme mit der AIDS- Thematik zu finanzieren. Ihrer Meinung nach waren Geschichten um das Acquired Immune Deficiency Syndrome nicht publikumstauglich. Überhaupt waren Charaktere der LGBTQ-Community problematisch, da die Regisseur*innen und Schauspieler*innen Angst hatten, selbst in Verdacht zu geraten, sich zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen zu fühlen. Teilweise weigerten sich sogar die Schauspielerinnen mit homosexuellen Männern in Filmen zu spielen oder Kussszenen wurden ausgespart. Auch für die HIV-Infizierten war es nicht einfach in der Filmbranche, oft wurden sie entlassen, sobald die Diagnose an die Öffentlichkeit gelangte.

Filme, in denen Aids und homosexuelle Personen thematisch behandelt wurden, kamen aus der Sparte des Independent Films, wobei Buddies, An Early Frost und Parting Glances die Vorreiter waren. Generell handelte es sich meist um sehr emotionale Dramen mit weißen, männlichen Hauptcharakteren aus der Mittelschicht, die allerdings auch lehrreich und aufklärend waren.

 
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Im Fernsehen wurden Biographien über Berühmtheiten populär, die an AIDS starben, wie etwa über Rock Hudson, der mit James Dean in Giganten zu sehen war. Zwar steckte er sich an einer Blutkonserve an, jedoch outete er sich nach drei Jahren Scheinehe als schwul. Eine Pionierin im Bereich das Queer Experimental Filmmaking war Barbara Hammer, die mit Snow Job: The Media Hystery of AIDS die Ignoranz der Bevölkerung beleuchtete. Auch Voices From The Front, eine Dokumentation über AIDS-Aktivist*innen, wird als Wegbereiter in seinem Genre gesehen.

Dennoch bestand die Filmszene der Achtziger nicht nur aus tragischen Stücken. Making Love gilt als der erste Film, in dem ein gleichgeschlechtliches Paar ein Happy End erlebt, in Silkwood verliebt sich Meryl Streep in Cher und in Yentl gibt sich ein Mädchen für einen Jungen aus, damit sie studieren kann, heiratet dann aber letztendlich ihre Freundin. Besonders aus dem deutschsprachigem Raum kamen viele Queer-Filme, wie Westler, der von einer schwulen Liebe über die Mauer erzählt, Ein Virus kennt keine Moral, eine schwarze Komödie mit LGBTQ-Darstellern über die AIDS-Panik, oder Coming Out über einen schwulen Lehrer in der DDR.

 

Hier geht es zu Queer-History #4.

 


Text: Lena Savannah Bergmann, Julia John

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