Stani ist in seinen Teenagerjahren, wächst im Sauerland auf, und ist schwul. Der Kurzfilm Cruising, der mittlerweile über 55.000 Klicks auf Youtube bekommen hat, spricht über das Tabu des schnellen Sexes in der Öffentlichkeit und das Schwulsein auf dem Land.
Entstanden ist das Filmprojekt in Zusammenarbeit mit dem Verein queerblick e.V. in einem einwöchigen Workshop unter Förderung der Aidshilfe NRW. Der Amateurfilm handelt von Stani, der im ländlichen Sauerland aufwächst: Er entdeckt seine Homosexualität fernab von Stadt, progressivem Umfeld oder schwulen Freunden, und beginnt, andere Männer beim Cruising zu treffen – dabei lernt er Johannes kennen. Dass Cruising auch im Jahr 2017 noch eine Rolle in der queeren Commnity spielt, stellt auch Sven Hensel, Regisseur des Films, klar:
“Man trifft einfach sehr unwahrscheinlich seinen Traumpartner in der nostalgischen Bibliothek unten an der Kreuzung, weil nicht jede*r in einer Großstadt lebt und nicht alle zu offenem, queeren Leben Zugang haben, ohne Diskriminierung fürchten zu müssen. Und da setzt unser Film an: Was passiert denn abseits von den Großstädten?”
Doch in Cruising wird nicht nur das Leben als Schwuler am Land besprochen: Auch das Thema Safer Sex wird behandelt. Hierzu erzählt Sven Hensel:
Ich finde, es liegt nicht viel Kunst in “Oh, wir wollen einen Film über Safer Sex drehen, lass uns mal über Kondome reden”. Life imitates Art, und wenn die Selbstverständlichkeit von Safer Sex [in unserem Film] vorgelebt wird, finde ich, begünstigt das für Zuschauer*innen eher eine Auseinandersetzung mit ihrem Safer Sex-Verhalten als wenn man es ins Auge drückt.”
Es ist nicht der einzige Film, der den Prozess der Selbstfindung und das Ausleben der Sexualität in Form von Cruising beschreibt: Erst vor kurzem feierte der Film Beach Rats von Eliza Hittmann auf der Viennale seine österreichische Premiere. Alle Interessierten können sich Cruising direkt hier anschauen:
Text: Alex Baur
Bild: Screenshot aus Video