Manchmal, da geht es mir nicht gut. Nicht körperlich, sondern seelisch. Warum? Weiß ich oft nicht. Diese Traurigkeit, diese Wand, ist dann einfach da. Manchmal sehe ich sogar noch, wie sie sich langsam aufbaut, Stein für Stein, mich umzingelt und mich letztendlich abdunkelt. Oft gibt es keinen Auslöser, keine Türkannte, an der ich mit einem kleinen Seelen-Zeh hängen bleibe, kein heißer Top an dem ich mir den Seelen-Daumen verbrenne und auch kein Hängeschrank, an dem ich mir den Seelen-Kopf aufschlage.
Solche Tage gibt es bei mir einfach – und ich lerne, damit umzugehen. Ich kenne mich mittlerweile so gut, dass ich weiß, wie ich in solchen Momenten, an denen die graue Wolke da ist – so stelle ich mir das immer vor, das bringt mich manchmal sogar zum Lachen – reagieren kann, damit das Unwetter verzieht und ich kapiere, dass die Sonne doch schon den ganzen Tag am Himmel steht. Das geht nicht immer, manchmal nämlich überhaupt nicht – und das ist auch okay. Ich habe mit anderen Menschen gesprochen, die ähnlich fühlen, mit Ärzten, mit Psychologen – habe mir Hilfe geholt. Denn man geht ja schließlich auch ins Krankenhaus, wenn man sich den Arm bricht – warum sollte eine Depression also als Lappalie abgestempelt werden, mit der man nicht zum Arzt gehen sollte? Bullshit! Eine Depression ist, wie schon Bloggerin und Autorin Jana Seelig schrieb, mehr als nur traurig sein (#NotJustSad), es bedeutet viel mehr. So viel mehr, dass ich mich nicht in der Lage fühle, es in Worte zu fassen – aus Angst, der Sache an sich nicht gerecht zu werden. Denn jeder fühlt unterschiedlich, jeder geht unterschiedlich damit um.
Was ich jedoch gemerkt habe: Die Reaktionen anderer Menschen können – so gut sie zum Teil sicher gemeint sind – manchmal sehr verletzend sein, kränkend, fehl am Platz. Wahrscheinlich nett und aufrichtig gemeinte Aufmunterungen wie „Ach, so schlimm ist das doch gar nicht!“ oder „Jetzt lächel doch mal!“ bewirken, zumindest bei mir, so ziemlich das genaue Gegenteil. Wäre es so einfach, dann würde ich das sicher auch machen! Dann würde ich mir jeden Tag das Mantra vorbeten: SO. SCHLIMM. IST. ES. DOCH. GAR. NICHT. Ich weiß, du meinst es gut – aber es tut mir nicht gut. Du ordnest meine Gefühle, die du nicht verstehst – dich ich selber zum Teil nicht verstehe – ein, erklärst mir quasi, dass ich gar keine Berechtigung habe, mich zu fühlen wie ich mich nunmal fühle. So hast du das vielleicht nicht gemeint, aber so versteht mein Kopf das. Das höre ich. Und lächeln? Ich kann lächeln, mache ich sogar ziemlich oft – nur weil ich manchmal von der grauen Gewitterwolke begleitet werde, heißt das nicht, dass ich kein fröhlicher Mensch bin. Bin ich nämlich. Aber schreib mir nicht vor, wann ich zu lächeln habe. Ich fühle mich dann ertappt – mein Gesichtsausdruck zeigt dir, was ich fühle, und du reagierst darauf. Das ist irgendwie nett. Aber das möchte ich irgendwie nicht hören. Ich werde mich nicht zum Lächeln zwingen. Ich würde ja total gerne, aber manchmal schaffe ich das einfach nicht.
Und ich weiß auch, dass das viel verlangt ist, aber: Ein bisschen mehr Sensibilität wäre doch schön! Natürlich reden wir in unserer Gesellschaft offen über Depressionen, aber wie man vernünftig und angebracht sensibel darüber redet, das müssen und können wir noch lernen.
Und ja, jeder ist da anders, jeder denkt anders, fühlt anders, geht anders damit um.