Vor 20 Jahren war die mediale Inszenierung des Privatlebens noch der Prominenz und den Popstars vorbehalten. Da wurde geflunkert und gefaked was das Zeug hält. Homos traten vor der Kamera plötzlich mit einer Frau auf und abgebrannte Musiker ließen sich in einer geborgten Villa mit Porsche dazu interviewen. Gezeigt wurde, was sich gut verkauft.
Wir sind inzwischen selbst zu Regisseuren
unseres eigenen Lebens geworden.
Heute gehen Bands wie die international erfolgreichen K-Popper BlackPink einen Schritt weiter: Anstatt die News zu faken, faken sie gleich ihr ganzes Privatleben – und das per Vertrag. Für eine Inszenierung opfern die Bandmitglieder jedes echte Gefühl, jede Emotion und jede ehrliche Beziehung. Und das macht Schule für eine ganze Generation.
Wir sind inzwischen selbst zu Regisseuren unseres eigenen Lebens geworden. Ganz nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ wird in den sozialen Medien per Filter aufgehübscht, was im Grau des Alltags kaum auffallen würde. Hauptsache es glänzt. Denn was glänzt, ist bekanntlich gut.
Verlieren wir vor lauter Inszenierung
den Bezug zum Original?
Wer aber rund um die Uhr darüber nachdenkt, wie er auf andere wirkt, zahlt einen hohen Preis. Denn irgendwann kommt der Moment, wo man beginnt, die Show auch selbst zu glauben. Am Ende weiß man dann vor lauter Schein gar nicht mehr, wie sich das Sein anfühlt. Für eine perfekte Inszenierung hat man seine Authentizität und Lebendigkeit aufgegeben.
Laufen wir also Gefahr, vor lauter Bling Bling uns selbst zu verpassen? Verlieren wir vor lauter Inszenierung den Bezug zum Original? Der Anstieg des Konsums von Partydrogen lässt die Vermutung zu, dass wir für den kurzen Moment eines echten Gefühls schon Hilfsmittel brauchen. Da können wir nur hoffen, dass wir uns am Ende nicht alle wie die alten Popstars in der Entzugsklinik treffen werden. Berühmt, aber ausgebrannt.