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Moonlight – Wie die Oscar Jury aus ihren Fehlern gelernt hat

In der Krise zeigt die Hollywood Academy, dass sie sehr wohl noch Eier hat: Das Drama um Rassismus und Homosexualtiät macht einem Heile-Welt Musical einen Strich durch die Rechnung.

 

So sehr wir sie herbei gefiebert hatten, so schnell sind sie auch schon wieder vorbei: Die Oscars fanden gestern mal wieder in Los Angeles statt. Wie jedes Jahr putzten sich die Stars heraus, viele mit der Hoffnung, eine der begehrten goldenen Statuen nach Hause nehmen zu dürfen.

Rekord-Nominierungen für La La Land gingen nicht auf 

Großer Favorit war die von Damien Chazelle regie-geführte Hommage an das Hollywood des goldenen Zeitalters des Films, “La La Land”. Mit rekord trächtigen 14 Nominierungen (genauso viele wie damals James Cameron’s “Titanic”) waren sich Branchenkenner sicher, dass der Film in großem Stil ausgezeichnet werden würde.

Abgeräumt hat er, wenn auch “nur” in 6 Kategorien: Beste Filmmusik, Beste Kamera, Bester Filmsong, Bestes Szenenbild, Beste Regie und Beste Hauptdarstellerin für Emma Stone’s Darbietung, was für sie ihren ersten Oscar bedeutete.

Für den wohl wichtigsten Oscar, nämlich den für den Besten Film, musste sich “La La Land” nach einem kleinen Missgeschick (Schauspieler Warren Beatty las versehentlich “La La Land” als Gewinner vor) an “Moonlight” geschlagen geben.

 

“Moonlight”, der Film des Regisseurs Barry Jenkins, war der größte Konkurrent und mit insgesamt 8 Nominierungen ebenfalls ein heißer Anwärter für viele Academy Awards.

Bereits im Vorfeld überschlugen sich die Filmkritiker weltweit mit Lob für den Streifen, der die Geschichte eines afro-amerikanischen Mannes in drei Episoden erzählt, beginnend vom Kind bis zum Erwachsenen. Der auf das Theaterstück In Moonlight Black Boys Look Blue basierende Film behandelt dabei kontroverse Themen wie Drogenprobleme, Perspektivlosigkeit, der Suche nach Hoffnung und dem Finden der eigenen Sexualität.

Nachdem “Moonlight” bei den Golden Globe Awards die Auszeichnung für “Bestes Filmdrama” erringen konnte, durfte sich die Film-Crew bei den Academy Awards nicht nur über Bestes Adaptiertes Drehbuch und Bester Nebendarsteller (für Mahershala Ali), sondern auch über den Preis in der Königskategorie “Bester Film” freuen.

 

Mit der Wahl von “Moonlight” als Bester Film hat die Academy ein Lanze für die Filmkunst und gegen das Feel-Good Cinema gebrochen.

“Moonlight” ist nicht der typische Hollywood Streifen und spricht aufgrund des Hauptthemas Homosexualität und der primär afro-amerikanischen Besetzung nicht unbedingt das breite Massenpublikum an, welches sich im Kinosessel gerne mal berieseln lassen möchte. Es ist offensichtlich, dass hierbei ein Drama mit tiefer gehenden Themen einer leichten Romanze mit” First World Problems” bevorzugt wurde. Das ermutigt auch aufstrebende Regisseure, jene Filme zu realisieren, die ihre eigenen Themen widerspiegeln, ganz gleich ob sie dabei dem Mainstream gerecht werden.

Die vielen Nominierungen für “Moonlight” können ebenso als Zeichen gewertet werden, dass die Academy die Kritik aus vorangegangenen Jahren sehr wohl ernst genommen hat. Wurden bis Dato verhältnismäßig wenige afro-amerikanische Filmschaffende und SchauspielerInnen nominiert und in Folge ausgezeichnet wurden, was schlussendlich sogar zur Bewegung “Oscars So White” führte.

Wir sind schon gespannt, ob der Film den vielen Lorbeeren gerecht wird!

 

“Moonlight” erscheint bei uns am 10.03. in den österreichischen Kinos.
Wer es aber bis dahin nicht erwarten kann, der kann noch versuchen, für die am Vortag stattfindende Preview im Stadtkino, welche von den Grünen Andersrum organisiert wird, Karten zu bekommen.

Wer Karten reservieren will, dem wird im Link unten geholfen: https://andersrum.gruene.at/themen/lesben-schwule-und-transgender/kinoabend-preview-moonlight

 

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