Die Verbreitung der Affenpocken sorgt in der queeren Community in Österreich für Unruhe. Während in Städten wie Berlin oder London bereits in großem Maße geimpft wird, erhält man hierzulande nur wenig bis keine Informationen zu Krankheit und Schutz. Auf Nachfrage von VANGARDIST bestätigt sich: Österreich hat zu wenig Impfstoff eingekauft. Steht ein großflächiges Versagen bevor?
Zwischen Risiko und Stigma
Das Büro vom Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) meldet mit Stand heute 150 Infektionen mit dem Affenpocken-Virus in Österreich. 124 davon entfallen auf Wien mit 59 aktiven Fällen. Vor zwei Tagen sorgte die Erkrankung zuletzt für eine große Schlagzeile, da erstmals eine Infektion in Kärnten gemeldet wurde. Bei dem Erkrankten handelt es sich um einen 25-Jährigen, der sich wahrscheinlich in Wien infiziert hat. Vor fünf Tagen, als Bundesgesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) den Stand von 132 Infektionen meldete, ermahnte er “Männer, die häufig wechselnde männliche Sexualpartner haben, zu einer besonderen Vorsicht”. Im gleichen Zuge warnte er aber auch vor einer Stigmatisierung von Personen der LGBTQIA+ Community. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geriet vor wenigen Wochen in Kritik, nachdem sie Männern, die mit Männern Sex haben, zum Verzicht aufrief.
Zu wenig Impfstoff
Im Gegensatz zum allseits bekannten Coronavirus SARS-CoV-2 steht für das Affenpockenvirus bereits jetzt ein Impfstoff zur Verfügung. Dieser wurde für die ausgerottete Pockenkrankheit entwickelt und schützt durch Kreuzimmunität auch nach einer möglichen Ansteckung vor dem Ausbruch der Krankheit. Doch wie Peter Hacker nun informiert, steht in Österreich deutlich weniger Impfstoff zur Verfügung als in anderen Ländern. Die Bundesregierung hat bisher für Österreich 2.300 Impfdosen eingekauft. Zum Vergleich: die Stadt Berlin allein hat knapp 10.000 Dosen zur Verfügung, von denen 4.500 bereits verimpft wurden, und weitere 1.900 wurden schon bestellt. Ob eine flächendeckende Impfkampagne von LGBTQIA+ Personen geplant ist, wie sie in Berlin kostenfrei durchgeführt wird, lässt das Büro von Hacker offen: aktuell dürfen nur Laborpersonal und “Hochrisikokontaktpersonen” nach einer möglichen Infektion den Impfstoff erhalten. Eine Ausdehnung des Schutzes auf alle Risikogruppen ist angesichts der geringen Menge auch nicht möglich. Für Einkauf und Verteilung von Vakzinen ist jedoch das Bundesgesundheitsministerium der schwarz-grünen Regierung und damit Minister Rauch zuständig – die Stadt Wien hat keine direkte Handhabe.
Risikokontakt: was nun?
Nach der Exposition mit dem Affenpockenvirus werden alle Kontaktpersonen gebeten, so rasch wie möglich mit dem Bezirksgesundheitsamt am Wohnsitz Kontakt aufzunehmen. Sollte dieses zum Zeitpunkt bereits geschlossen haben, ist der Journaldienst des Wiener Gesundheitsdienstes zuständig. Eine Impfung sollte bestenfalls bis vier Tage nach Kontakt mit dem Virus erfolgen bis maximal 14 Tage danach.
Alle Informationen zu Präventionsmaßnahmen gegen Affenpocken findest du hier.